Wetten, dass es weitergeht?
Eigentlich hat nur einer das Format, in Gottschalks Fußstapfen zu treten: Hape Kerkeling. Doch Kandidaten für die Showgibt es genügend. Die AZ beleuchtet ihre Chancen und Qualitäten.
Das ZDF hat Probleme: Zwar ist „Wetten, dass“ gemeinsam mit Gottschalk in die Jahre gekommen, und die Quoten sinken seit Jahren. Trotzdem ist es die größte Show im Deutschen Fernsehen und vor allem: Das ZDF hat – abgesehen von Carmen Nebels Sendungen – keine andere große Show, als Kreativ- Alibi muss Pilawas Quiz „Rette die Million“ herhalten.
Das ZDF macht also weiter. Und steht deswegen vor dem nächsten Problem. Wer soll das machen? Wer kann das, und vor allem, wer will es sich antun, mit einer Institution wie Gottschalk verglichen zu werden? Ein kleiner Check durch die deutsche Moderatorenlandschaft:
HAPE KERKELING: Er ist, was heute im Fernsehen sehr wenige sind: ein Allround- Entertainer. Und um es geraderaus zu sagen: Er ist der Beste, den es zurzeit gibt. Ein Hape-„Wetten, dass“ müsste stark auf ihn zugeschnitten sein. Kerkeling hätte das Zeug dazu, mit jedem Musik–Stargast im Duett zu singen und mit jedem Schauspiel-Star einen Sketch zu spielen.
Der 46-Jährige könnte sowohl das ZDF–Publikum ansprechen, als auch jüngere Zuschauer holen. Schon vor drei Jahren wurde er als Gottschalk-Nachfolger gehandelt. Damals winkte er ab: „,Wetten, dass’ und Gottschalk sind eine Einheit“. Jetzt nicht mehr. Er wäre der Glücksfall fürs ZDF.
JÖRG PILAWA: Er gilt zurzeit als Favorit: Erstens baut das Zweite ihn gerade als Showmaster auf, zweitens haben sie keinen anderen Showmaster. Mit seinem Quiz „Rette die Million“ liegt er bei unter fünf Millionen Zuschauern.
Im Herbst erst wechselte der 45-Jährige von der ARD ins Zweite. Damals sagt er über eine Gottschalk-Nachfolge: „Wenn das ZDF die Show eins zu eins fortführen würde, wäre dies ein Genickschuss für jeden, der sich nach Gottschalk auf das Sofa setzt.“ Pilawa ist fleißig, zuverlässig, aber auch ein Mann ohne Kanten – er ist eher Sendungsverwalter als Unterhalter.
MARKUS LANZ Lanz hat beim ZDF schon einen Vertrag, das wäre ein Vorteil, aber wohl der einzige. Eingelernt bei RTL sollte er beim ZDF die Kerner-Lücke füllen, und das macht er ganz ordentlich. Der 40-Jährige talkt und kocht, und nebenbei unternimmt er Expeditionen zum Nordpol.
Beim ZDF hält man viel von ihm, vielleicht trägt man ihm aus Verzweiflung den Posten sogar an. Annehmen sollte er lieber nicht, das wäre eine Nummer zu groß.
HARALD SCHMIDT Bei jedem interessanten Posten im TV fällt sein Name. Schmidt hat sich schon einmal an einer etablierten Show versucht: Als Nachfolger von Kurt Felix und Paola scheiterte er 1992 bis 1995 mit „Verstehen Sie Spaß“.
Schmidt war damals zu modern für die ARD: Weder Senderchefs noch Zuschauer wollten sich damals ihre ernst gemeinte Spaß-Show durch ironischen Witz versauen lassen. Auf seine alten Satiriker-Tage weiß der 53-Jährige wohl auch, was er am besten kann: One man, stand-up. Und das macht er bei Sat1.
MICHELLE HUNZIKER Nach Gottschalks Abtrittsrede hat die 34-Jährige in ihrer Ansprache keinen Zweifel daran gelassen, dass sie an dem Job hängt. Auch das ZDF sicherte ihr schon zu, dass sie beim Sender weiterbeschäftigt werde.
Doch schafft sie so eine Show alleine? Bisher moderierte die Schweizerin immer zu zweit – und sie sieht praktisch immer besser aus als ihr Co-Moderator. Auch bei Gottschalk brachte sie frischen Wind, über den Mausi- Status kam sie neben ihm aber nicht hinaus.
GÜNTHER JAUCH In einer Umfrage 2008 wünschten sich die Fernsehzuschauer Jauch als Nachfolger für Gottschalk. Gottschalk hatte seinen BR-Radio-Spezl einst zur Unterhaltung gebracht und als Nachfolger der ZDF-Show „Na Sowas“ geholt.
Beim Quiz ist Jauch nach wie vor Spitze - mit den Normalos dieser Welt. Die Promis sind seine Welt aber nicht. Jauch ist der König von RTL, als Moderator und Produzent. Und er hat mit seinen 54 Jahren den Weg Richtung seriösem Polittalk im Ersten eingeschlagen: Braucht er da fliegende Salamistücke im ZDF?
JOHANNES B. KERNER Jahrelang war er die ZDF-Allzweckwaffe mit dem Profil: alles außer „Wetten, dass“. Dann wechselte er zu Sat 1 – und landete im Quotenloch. Sein Talk läuft nicht, und der Versuch, mit „Die Winterspiele der Stars“ auf Event zu machen, ging völlig daneben.
Dabei könnte der 46-Jährige auch die große Showmachen, er ist präsenter und charakteristischer als Jörg Pilawa. Manche mögen ihn gar nicht, was aber immerhin zeigt, dass er kein Mann ohne Eigenschaften ist. Dem ZDF-Publikum ist er bestens vertraut.
STEFAN RAAB Er ist kreativ und vielseitig und hat es als einer der wenigen geschafft, in den letzten Jahren eine große TV–Show zu etablieren: „Schlag den Raab“ wurde sogar in die USA verkauft. Der 44-Jährige ist Ganzkörper-Entertainer und würde vermutlich bei jeder Wette selbst antreten – die risikoreduzierte Variante von „Wetten, dass“ läge ihm allerdings weniger.
Dennoch wäre Raab zuzutrauen, eine solche Show umzukrempeln. Auch im Musik-Business ist er kein Unbekannter. Und mit dem Grand Prix hat der ProSieben- Mann bereits das Prinzip Wandel durch Annäherung angewendet und einen öffentlichrechtlich- privaten Grundlagenvertrag ermöglicht. Möglicherweise hält das ZDF-Publikum ihn aber immer noch für einen Flegel.