"Wenn d'Leit lacha, woanans ned"
In „Daheim is ned dahoam“ ergründen Helmut Schleich und Thomas Merk Bayern.
MÜNCHEN - Wollte man einen Atlas der Verschnöselung kartieren, wäre man hier genau richtig.“ Denn hier in Schwabing-West heißen die Bäckereien nicht mehr Tumblinger oder Seidl, sondern „Douceurs de France“ oder Backspielhaus, beschreiben die Autoren ihre Spaziergang-Beobachtungen.
Die Autoren, das sind Helmut Schleich und Thomas Merk. Der Kabarettist und der Journalisten sind schon seit 2007 ein eingespieltes Team in Sachen pointierte Bühnensatire. Jetzt haben sie auch in haptischer Form zusammengefunden. „Daheim is ned dahoam“ heißt ihr Werk, in dem sie durch Bayern tingeln und sich kritisch mit ihrer Heimat auseinandersetzen. „Es ist eine Reise in die Befindlichkeit der weiß-blauen Seele“, sagt Merk zur AZ. „Der Stoff ist uns nur so zugeflogen – wir mussten ihn uns nur merken.“ Und aufschreiben, fügt Schleich hinzu. „Im Auto doch manchmal eine Herausforderung.“
Geschrieben haben sie denn auch meist jeder für sich am Schreibtisch. Über die Oberpfalz, die bayerische Zeitmaschine. Über Franken, das Tibet Bayerns. Über München, die Hauptstadt der Schnösel. Und eben auch über Schwabing-West. Dort haben sie sich vom Luitpoldpark, wo Schleich und Merk wohnen, in Richtung Innenstadt gewagt. Der unheilvolle Untertitel der Episode: Eine Fußreise ins Herz der Finsternis. Erhellend ist dabei die Palette an Geschichts-Preziosen, die die Autoren aufpoliert miteinfließen lassen. So wird der Werdegang des Haus Savoy erzählt, über dessen schwungvollen 50er-Jahre Schriftzug sich schon so mancher Neu-Schwabinger gewundert hat. Dass ausgerechnet Franz Josef Strauß – Schleichs „wunderbares Schwert gegen die CSU“ – hier ein und aus ging, ist eine der Anekdoten, die dem Buch seine Würze verleihen.
Und die ist breit gestreut. Fast feuilletonistisch wird der Frage nachgegangen: Wie viel Wirklichkeit steckt hinter Bayerns Leitspruch „Mia san mia“? Und wer san mia eigentlich? Die Antwort kennen auch Helmut Schleich und Thomas Merk nicht – noch nicht. Der zweite Bayern-Band ist schon geplant und löst die Problematik des Bier-Brezn-Weißwurst-Klischees vielleicht auf.
Und wenn nicht, is aa recht: „Hauptsach d’Leit lacha“, sagt der legendäre FJS-Parodist. „Dann woanans wenigstens ned.“