Wenn der Stückl Papst wird…
Kabarettist Bruno Jonas, Krimi-Autor Friedrich Ani und der Intendant des Münchner Volkstheaters Christian Stückl über die Spätfolgen ihrer katholischen Kindheit.
"Jesus hat gekifft und Gitarre gespielt. Maria ist zum zweiten Mal schwanger und der Heilige Geist sagt: I wars net." Eigentlich hatte Bruno Jonas mit seinem Theaterstück aktuelle Themen aufarbeiten wollen, doch plötzlich sah er sich mit Anfang 20 einer Ermittlungen wegen Religionsbeschimpfung gegenüber. Enttäuscht über soviel Unverständnis trat Jonas aus der Kirche aus.
Gestern trafen sich Kabarettist Bruno Jonas, Krimi-Autor Friedrich Ani und der Intendant des Münchner Volkstheaters Christian Stückl zu einem Gespräch über ihre katholische Kindheit und deren Folgen in der Katholischen Akademie. Es ging um Prägungen und Brüche, Bleibendes und Trennendes, Kirche und Glaube.
Dass der Abend humoristische Seitenlage haben würde, war zu erwarten. Sie alle sparten nicht mit Anekdoten aus ihrer Kindheit, die bei allen erstaunlicherweise Brüche aufwies: Hier eine protestantische Oma, da ein syrischer Vater oder gar eine protestantische Mutter. "Das ist Krieg gewesen!", witzelt Stückl über die Hartnäckigkeit seiner Oma, ihren Glauben zu bewahren. Stückl, der "Mann fürs Katholische", war selbst ernannter Hilfsmessmer, weil der Pfarrer ihn nicht zum Ministranten wollte - „Ein Stückl reichte ihm.“ Wann immer es ging, hat Stückl den Pfarrer beraten. „Alles in der Kirche, das ganze Brimborium hat mich total fasziniert."
Während die erste Hälfte des zweieinhalbstündigen Abends in dem mit über 500 Besuchern voll besetzten Saal anekdotisch geprägt war, folgten nach der Pause ernstere Töne. Drei Modelle der Aufarbeitung einer katholischen Kindheit standen sich gegenüber: Jonas ist ausgetreten; Ani will seit Jahren austreten - „Ich dachte mir, nach dem Abend heute klappt's". Stückl, der unbedingt in der Kirche bleiben will: "Ich kann nicht austreten, weil mir die ständige Auseinandersetzung mit der Kirche Spaß macht."
Für alle steht fest, dass ihre katholische Kindheit Spuren hinterlassen hat: Von den Berufswünschen hin zu den Figuren und Themen ihrer Arbeit - Jonas' Darstellung des Bruder Barnabas, Anis Kommissar, der ehemalige Mönch Polonius Fischer, Stückls Engagement an den Oberammergauer Passionsspielen, die er einst als jüngster Spielleiter übernommen hat. Stückl trägt nicht nur die größte Begeisterung nach außen, er ist auch der streitlustigste. Worauf Ani zu Jonas meint: "Wenn der Stückl Papst wird, dann trittst du doch wieder ein."
Tina Schlegel