Wenn der Postmann keinmal klingelt
Conor Oberst wandelt losgelöst auf staubigen Solopfaden - mitten in Mexiko. Hier hat der Sänger und die für dieses Album zusammengestellte Mystic Valley Band ein Album aufgenommen: On The Road.
Das Zirpen der Insekten, einsam ruft eine große geblasene Seemuschel in die Nacht von Tepoztlán, mitten in Mexiko. Hier haben Conor Oberst und die für dieses Album zusammengestellte Mystic Valley Band ein Album aufgenommen. On The Road: Die von Ost nach West ziehenden Trecks der amerikanischen Siedler, die ziellose Diaspora der Dust-Bowl-Opfer, die Beatniks, die mit Jack Kerouage die Straße als Lebensmodell entdeckten, die Romantisierung des Hobo-Gedankens bei Tom Waits und Dylan – die Geschichte des Reisens in Amerika ist auch eine Geschichte der Selbsterkundung, eine Meditation in Bewegung.
Schlicht „Conor Oberst“ heißt das erste Solo-Album des Bright-Eyes-Kopfes, dessen Qualität in der intuitiven Fortführung der Songpoeten-Tradition seines Landes zwischen Country und Folk und Rock liegt. Die fatale, lethale Ausweglosigkeit der Bright Eyes ist streckenweise ersetzt durch hitzespiegelnde Fantasien, Szenerien, in denen Postboten im heißen Sand einschlafen, während die Briefe unausgeliefert bleiben.
Ein gewöhnungsbedürftiges Album
Die Botschaft eine „Wicked Messenger“, wie ihn Dylan auf „John Wesley Harding“ auftreten ließ, sie würde ungelesen bleiben, der Brief, den der Sänger in Obersts Lied an die Geliebte schreibt, auch er wird nicht ankommen. Mitten im Irgendwo ist Conor Oberst in Klausur gegangen. An die Gelöst- und Losgelöstheit dieses Zwischenreich-Albums muss man sich erst etwas gewöhnen.
Aber Conor wäre nicht der Oberst des todesfixierten Country-Sounds, würde er uns nicht Verhaltensmaßnahmens bezüglich seines Endes geben. „I don’t wanna die in a hospital“ rockt er uns manisch entgegen und fordert, ihm die Stiefel anzuziehen, um ihn auf die Straße zu schaffen.
Ein Gegengift für die Krankheit, die sich Leben nennt, hat der Sänger allerdings gefunden: „There’s nothing that the road can not heal“, kündet Oberst in „Moab“. Für den Reisenden werden die Verzweiflungsattacken Punkte auf der Landkarte.
Christian Jooß
Conor Oberst: „Conor Oberst“ (Wichita Recordings)
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