Welt-Sensation für nur eine Woche
Ein Riesen-Coup.Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin „Stern“ auf eine plumpe Fälschung hereinfiel. Resultat : Immenser Image-Verlust für den „Stern“, die Chefredaktion musste gehen, mehrjährige Haftstrafen für Heidemann und Kujau.
Die deutsche Geschichte werde von diesem Tag an „in großen Teilen umgeschrieben“ werden müssen. Mit dieser großspurigen Ankündigung hatte der „Stern“ am 25. April 1983, vor 25 Jahren, die internationale Presse nach Hamburg geladen. Hitlers Tagebücher seien gefunden worden – eine „Weltsensation“. Und der „Stern“-Reporter Gerd Heidemann hatte sie aufgespürt – ein Riesen-Coup. Eine Woche später dann die Riesen-Blamage: Der „Stern“ war auf eine plumpe Fälschung des Stuttgarter „Kunstmalers“ Konrad Kujau hereingefallen.
Und doch auch eine – im Rückblick – eher kuriose Geschichte: Von Heidemann war bekannt, dass er geradezu fanatisch jeder neuen Nazi-Enthüllung nachjagte. Nur allzu gern glaubte er da auch den Erzählungen Konrad Kujaus, der nebenbei mit Militaria handelte, er sei über dunkle Kanäle an Hitlers Tagebücher geraten, die man in einem bei Kriegsende in Sachsen abgestürzten Flugzeug gefunden habe.
„Führer Hitler“ oder „Führer-Hauptquartier“. Egal.
Die „Stern“-Chefredaktion aber hielt wenig von Heidemanns ständiger „Hitler-Scheiße“. Also wurde sie umgangen. Man verhandelte streng geheim nur mit der Verlagsleitung. Und die witterte sofort das ganz große Geschäft: Auflagen-Explosion, teure Lizenzvergabe an die gesamte Weltpresse. 9,3 Millionen Mark machte der Verlag schließlich für den Erwerb von 62 „HitlerTagebüchern“ locker. Erste Zweifel – Kujau hatte die Hitler-Kladden versehentlich nicht mit den Initialen „AH“ sondern mit „FH“ signiert – wurden beiseite gewischt. Na und, heißt halt „Führer Hitler“ oder „Führer-Hauptquartier“. Und als Gutachter Vergleiche mit anderen Hitler-Originalbriefen wollten, war auch das kein Problem. Heidemann fragte Kujau: „Hast du welche?“ „Natürlich“ hatte der welche. Sogar selbst geschrieben...
Als der Schwindel dann doch aufflog, war der Skandal groß: Immenser Image-Verlust für den „Stern“, die Chefredaktion musste gehen, mehrjährige Haftstrafen für Heidemann und Kujau. Nur der konnte zuletzt doch noch lachen. Seine Galerie mit „echten Kujau-Fälschungen“ großer Meisterwerke blühte bis zu seinem Tod im Jahr 2000.
Fritz Janda
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