Weißes Haar und wenig weise
Donizettis „Don Pasquale“ in einer konzertanten Aufführung des BR in der Philharmonie: Neugierig war man Vor allem die US-Sängerin Nicole Cabell. Doch als Norina enttäuschte sie nun: Die Koloraturen klangen unsauber, die Stimme belegt, das Timbre wenig variabel.
Armer Don Pasquale: Am Ende hat der alte Junggeselle, wie es sich gehört, das Nachsehen. Die junge Witwe Norina bekommt ihren Ernesto, und die Moral von der Geschichte leuchtet auch in der deutschen Übersetzung dem hartnäckigsten Opern-Fan ein: „Weiße Haare sollen nicht freien, sonst gibt es böse Balgereien.“
Donizettis „Don Pasquale“ in einer konzertanten Aufführung des BR in der Philharmonie: Neugierig war man vor allem auf die US-Sängerin Nicole Cabell, die an gleicher Stelle im vergangenen Jahr neben Anna Netrebko in Puccinis „La Bohème“ bestehen konnte. Als Norina aber enttäuschte sie nun. Die Koloraturen klangen unsauber, die Stimme belegt, das Timbre wenig variabel.
Auch Norman Shankle hatte als Ernesto seine liebe Mühe. So mancher im Publikum wird die Daumen gedrückt haben. Robust Christopher Maltman als Strippenzieher Malatesta, virtuos wie immer der von Udo Mehrpohl einstudierte BR-Chor.
Simone Alaimo in der Titelrolle begriff schnell, dass keiner der übrigen Sänger für ihn eine Gefahr bedeutete. Souverän beherrschte er die Szene, kokettierte mit dem Publikum und sparte auch nicht mit praller Operngestik.Wie man es sich wünscht, hatte das Stück dort seinen Mittelpunkt, wo er sein soll.
Eine positive Überraschung bot auch der Dirigent Miguel Gomez- Martinez, der früher oft am Pult der Staatsoper war. Zusammen mit dem gut aufgelegten Rundfunkorchester musizierte er Donizettis gelegentlich unterschätzte Partitur je nach Bedarf mal witzig, anmutig oder auch melancholisch. Dass Donizetti Sympathien mit dem Oldie auf Freiersfüßen hat, wurde ebensowenig unterschlagen wie das charmantboshafte Kichern.
Volker Boser
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