Weihrauch für einen Heiden

Seligsprechung eines großen Regisseurs:Das Residenz Theater feierte Dieter Dorn zum 75. Geburtstag
von  Abendzeitung

Seligsprechung eines großen Regisseurs:Das Residenz Theater feierte Dieter Dorn zum 75. Geburtstag

Beatus est!“ Hough, der Papst hat gesprochen. Es ist einmalig in der Kirchen- und Bühnengeschichte, dass ein lebender, amtierender Theaterintendant zu seinem 75. Geburtstag selig gesprochen wird. So geschehen auf der Bühne des Residenz Theaters, wo am Sonntag die Künstler ihrem Chef Dieter Dorn ein Jubiläumsfest ausrichteten.

Unter der Mitra steckte statt des Ratzinger-Benedikt allerdings Gerhard Polt, der in päpstlich nuschelndem Latino-Germano-Italienisch Dieter Dorn trotz bekennenden Heidentums zum Kunst-Märtyrer erklärte. Nach München sei er bloß gekommen, weil er den Teufel ritt – zu solchen Ketzer-Sprüchen schwenkten die Biermösl-Blosn-Ministranten Christoph und Michael Well begeistert die Weihrauchfässer. Da Kunst nach Brot geht, überreichte Polt Dorn einen Brotlaib und wünschte toi, toi, toi für die Hölle.

Aus der Geburtstagstorte gesprungen

Sonst war die in eine lockere Party mündende Hommage an den Jubilar eher himmlisch. Zwei chinesische Drachen tanzten in Anlehnung an den hinreißend komischen Drachen-Löwen aus Dorns Inszenierung „Androklus und der Löwe“ ein köstliches Kampfgeturtel, wimpernklimpernd und hinterteilwedelnd. Klaus Doldinger blies ein Saxofon-Ständchen, Michael von Au und Tim Bergmann brachten mit Nummern aus ihrer „Au Mann Schau“ Dorn dazu, allen Verflossenen kniefällig und sogar bäuchlings auf der Bühne die Ehre zu geben.

Der Höhepunkt war Sunnyi Melles’ Sprung aus der rosafarbenen Geburtstagstorte – dort besang sie MM-like ihre Beziehung zu Dorns Theater mit „One Love, One Life“. Der jugendliche Jubilar sprang immer wieder auf die Bühne, um seine Künstler zu umarmen. Er war sichtlich selig.

Gabriella Lorenz

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