Weihnachten im TV: Zwischen Märchen und Horror
Weihnachten, das Fest der Liebe? Im Fernsehen nicht unbedingt. Gerade am Heiligen Abend fließt auf vielen Kanälen Blut ohne Ende, weil Horrorfilme, Actionthriller und Katastrophendramas auf dem Programm stehen.
Das hat inzwischen trotz mahnender Worte der Kirchen Tradition. Er wünsche sich sehr, dass sich auf RTL und Sat.1 der Inhalt des Christfestes im Programm widerspiegele, sagt der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer. „Am Weihnachtsfest, dem Fest der Liebe und Familie, könnte gut auf Katastrophenfilme wie "Die Jahrhundertlawine" um 20.15 Uhr oder auf "Stirb langsam 2" verzichtet werden.“
Am 24. Dezember verschüttet bereits um 20.15 Uhr bei RTL die eben von der Kirche angeführte „Jahrhundertlawine“ Dutzende von Menschen. Gleich danach um 21.45 Uhr erfriert im Science-fiction-Film „Apokalypse Eis“ die ganze Erde, und auch „Der Clown – Tag der Vergeltung“ kennt um 23.30 Uhr keine Grenzen. Auf ProSieben will um 22.10 Uhr der Exorzist John „Constantine“, gespielt von Keanu Reeves, den mysteriösen Tod einer Frau aufklären, danach träumen die Fernsehmacher nicht von „White Christmas“, sondern von „Wild Christmas“, einem Actionfilm um 0.20 Uhr.
"Tödliche Weihnachten"
Vor allem die Privatsender aus der zweiten Reihe halten jede Menge blutrünstigen Stoff parat: Im Thriller „Tödliche Weihnachten“ (22 Uhr) auf Vox sieht sich eine frühere Auftragsmörderin, die ihr Gedächtnis verloren hat, der Rache vieler alter Bekannter ausgesetzt. Kabel eins legt um 0.45 Uhr noch einmal den Schocker „Scream“ auf und Konkurrent Kabel eins bringt um 23.50 Uhr den Monsterhorrorfilm „Phantoms“, in dem ein Mörder in einem Massaker eine ganze Stadt auslöscht.
Aber der Heilige Abend hat auch seine schönen Seiten, zum Beispiel für den TV-Autor Rolf-René Schneider, für den die Kassen süßer nicht klingeln könnten: Denn für die von ihm geschriebenen Filme, am 24. Dezember gleich drei an der Zahl, dürfte es reichlich Wiederholungshonorar geben: „Das Weihnachts-Ekel“ in der ARD um 20.15 Uhr, „Letzte Chance für Harry“ ebenfalls in der ARD um 13.35 Uhr und „Ein Sack voll Geld“ im WDR Fernsehen um 21.45 Uhr. Kleine und große Kinder mit Vorliebe für Eisbären dürfen sich auf den Kino- Dokumentarfilm „Knut und seine Freunde“ freuen, den die ARD um 12.05 Uhr zeigt.
Aber auch ein Märchentag
Der erste Weihnachtstag, an dem gewöhnlich mehr Zuschauer vor den Bildschirmen sitzen, birgt mehr Neuheiten als der Tag davor: RTL strahlt um 20.15 Uhr Ottos Klamotte „7 Zwerge – der Wald ist nicht genug“ aus. Im ZDF ist um 20.15 Uhr ein neues Rosamunde-Pilcher- Melodram („Vier Jahreszeiten“) zu sehen, die ARD sendet am Nachmittag gleich drei neue Märchenfilme, „Schneewittchen“ um 14.45 Uhr, „Rapunzel“ um 15.45 Uhr und „Der gestiefelte Kater“ um 16.45 Uhr. Fürs Horrorprogramm ist vor allem RTL II zuständig: „Der weiße Hai“ beißt um 20.15 Uhr zu, „Alien 3“ treibt um 22.30 Uhr sein Unwesen. „Stirb langsam 2“ ist bei Sat.1 um 22.15 Uhr vertreten.
Einer der Höhepunkte am zweiten Weihnachtstag ist wieder ein kompletter Märchentag in der ARD mit lauter neuen Produktionen: „Dornröschen“ um 14.45 Uhr, „Die Gänsemagd“ (15.45 Uhr) und „Rumpelstilzchen“ (16.45 Uhr). Abends sticht traditionell im ZDF um 20.15 Uhr „Das Traumschiff“ in See – Ziel sind dieses Mal die Vereinigten Arabischen Emirate. RTL II ist an diesem Tag nicht auf Horror getrimmt, sondern für Kinder da: Um 20.15 Uhr gibt es den Computertrickfilm „Lucas, der Ameisenschreck“ als Erstausstrahlung. Alltagsroutine hat dagegen das DSF wieder ergriffen: Um 18.45 Uhr kämpfen die Basketballer von ALBA Berlin und MEG Göttingen um Bundesligapunkte.
dpa