Weicheier im Boxring
Die Backstreet Boys in der Olympiahalle: Ihre Show hat sich über die Jahrtausendwende nur unwesentlich verändert. Sie singen in ihre Handys und tanzen routiniert die gleichen Schritte wie immer. Der Stimmung hat das nicht geschadet, im Gegenteil.
Boygroups hatten schon zu ihren besten Zeiten in den 90er Jahren gewisse Imageprobleme bei ihren Geschlechtsgenossen: Man hielt sie für Weicheier, die singen gelernt haben, um auch mal eine Frau abzubekommen. Das können die Backstreet Boys 15 Jahre nach ihrer Gründung natürlich nicht so stehen lassen. Deshalb beginnen sie das Konzert in einem Boxring, lassen sich auf diesem Olymp der Maskulinität feiern und mixen dabei „Eye Of The Tiger“ mit ihrem Hit „Larger Than Life“.
Das Publikum macht diese Inszenierung gerne mit. Nicht mehr als 5 000 Fans sind in die Olympiahalle gekommen, aber die sind dafür gleich voll dabei. Sowohl bei den gemeinsamen Songs als auch bei den Solostücken der einzelnen Sänger: Howie macht auf Latino, AJ gibt den Rocker und tanzt dazu wie Shakira, Nick spielt Schlagzeug zu Techno- Getöse und Brian macht das, was sie alle am Besten können: Pop.
Die Show dazu hat sich über die Jahrtausendwende nur unwesentlich verändert. Die Boys singen in ihre Handys und tanzen routiniert die gleichen Schritte wie immer – diese Bewegungsabläufe sind bei ihnen wohl nicht mehr im Gehirn gespeichert, sondern längst ins Rückenmark übergegangen.
Auch dass sie nach dem Weggang von Kevin nur noch zu viert sind, fällt kaum auf. Neu ist allerdings die exzessive Sample-Freude, die eigene Stücke unter anderem mit denen der Gorillaz und Michael Jackson verquirlt. Missglückt ist das nur bei einem Funkbett unter „As Long As You Love Me“ – diese Kombination geht nicht auf. Echte Fans kümmert das aber überhaupt nicht: Die Stimmung war bombig.
Julia Bähr
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