Weckruf für die Praterinsel

Nach langen Jahren ohne Kunst findet auf der Praterinsel wieder eine Ausstellung statt. Wolfgang Flatz hat für „Phönix in der Asche“ vier Künstler ins Atelierhaus eingeladen
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Nach langen Jahren ohne Kunst findet auf der Praterinsel wieder eine Ausstellung statt. Wolfgang Flatz hat für „Phönix in der Asche“ vier Künstler ins Atelierhaus eingeladen

Seit 2006 alle 20 Künstler ihre Räume verlassen mussten, steht das Atelierhaus auf der Praterinsel leer. Jetzt erwecken die Münchner Markus Benesch, Benjamin Bergmann und Jakub Moravek sowie die Wienerin Judith Fegerl mit ihren Rauminstallationen und Skulpturen die verlassenen Räume wieder zum Leben. Wie ein Phönix soll der Kunstort Praterinsel aus der Asche auferstehen.

So wünscht es sich Wolfgang Flatz, Kurator der fast gleichnamigen Ausstellung. Der Titel meint den Zustand des Ausstellungsortes: „Das Haus ist eine Ruine, also ein Phönix in der Asche“, sagt Flatz, der als einziger Künstler in der ehemaligen Likörfabrik verblieben ist. Die Ausstellung soll die Praterinsel aus ihrem Dornröschenschlaf wecken, in den sie vor Jahren gefallen sei.

Der Weg der Besucher führt durch das unrenovierte Atelierhaus. Wasserflecken an den Wänden, offen liegende Stahlträger, abgeblätterte Farbe – alles wurde im Verfall belassen. Industrie-Ruinen mit ihrer starken Aura seien selten in München. „Die Stadt war immer eine monarchische“, sagt Flatz.

Kunst reagiert auf den Raum

Die Künstler haben sich ihre Ausstellungsräume selber ausgesucht und ihre Arbeiten vor Ort entwickelt. Entstanden sind dabei sehr unterschiedliche Werke, die entweder nur kleine Akzente setzen oder die Räume völlig einnehmen.

Bemerkenswert sind die Werke von Markus Benesch, von denen der Besucher selbst Teil wird. Für „Mind the gap“ hat er einen Raum vollkommen umgestaltet. Der Besucher geht über den aus farbenprächtigen Pixeln gestalteten Boden. Schaut er auf die Projektionen an den schwarzen Wänden, wird deutlich, dass er über visuelle Abgründe schreitet, die durch Farbabstufungen entstehen. „Der Raum wirkt an sich nicht bedrohlich. Erst durch die medialen Bilder der Projektionen nehmen wir die Abgründe wahr“, sagt Markus Benesch.

Im Nebenraum hat er massive Dachbalken eines 300 Jahre alten Pasinger Klosters wie Mikadostäbchen ineinander verkeilt. Am gebündelten Ende dieses verästelten „Stammbaumes“, wie das Werk heißt, kann jeder zu dessen Ursprung werden und in Spiegelfliesen seine Persönlichkeitsfacetten sehen.

Im Gegensatz dazu steht in einem Zimmer nur ein kleiner überlaufender Brunnen in der Ecke. „Meine Arbeiten sollen wie Streiflichter sein, die den Räumen mit ihrer extremen Geschichte Licht geben“, so Benjamin Bergmann, bekannt durch seinen neonroten Trichterlautsprecher vor dem Lenbachhaus. Der schrottreife Porsche im Eingangsbereich wird in einer Videoarbeit von Jakub Moravek wieder aufgegriffen: Ein Mann poliert eine Stunde lang seine verlorene Liebe – ein Rettungsversuch, symbolisch für das Projekt auf der Praterinsel.

Dagmar Bartosch

Praterinsel, 4. 9. bis 17. 10. Geöffnet am 4.9. von 10-23 Uhr, am 5.9. von 10-17 Uhr, ab 6.9. Do-So 14-18 Uhr

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