Wasser aus allen Schleusen, Wagner auf allen Kanälen
Man könnte sich was Schöneres vorstellen, als mit einem Regenschrim bewaffnet im Matsch auf einem Volksfestplatz zu sitzen. Aber in Bayreuth gehen die Uhren eh anders, und wenn der Gral ruft, gibt’s kein Halten mehr. Dann strömen über 10000 Freiluft-Wagnerianer zur „Lohengrin”-Live-Übertragung aus dem Festspielhaus. Sie harrten übrigens aus, obwohl das neue Hügel-Traumpaar Annette Dasch und Klaus Florian Vogt ab dem zweiten Aufzug nur noch mit einer satten Dusche von oben zu genießen war. Die Eingefleischten kauerten bis zum bitteren Ende vor der 180-Quadratmeter-Leinwand und erlebten Festspiele im Sinne des Meisters: zum Nulltarif.
Wer keine Lust auf Open-Air oder Internet hatte, aber Hans Neuenfels’ rattenreiche Inszenierung trotzdem live verfolgen wollte, konnte dies zum auch ganz bequem auf dem Sofa tun. Arte übertrug die Aufführung. Man musste in den Pausen nur eine ungemein schlaue Moderatorin über sich ergehen lassen, die sich am Ende zur wohlwollenden Sängerkritikerin aufschwang. Man konnte aber auch Bier holen oder Würstel braten. Wie es zu Bayreuth gehört.
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