Was würde Putin zu diesem Film sagen?

Dennis Gansels Thriller „Die vierte Macht” ist mutiges Politkino
Florian Koch |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

8Putins Wahlsieg-Krokodilstränen sorgten für reichlich Diskussionsstoff. Denn in diesem Bild sammelte sich auch das gesamte Misstrauen, dass seinem Macht-Regime entgegengebracht wird. Putins Umgang mit der Pressefreiheit und politischen Gegnern spielt in Dennis Gansels („Die Welle”) mutigem und spannendem Thriller „Die vierte Macht” die Hauptrolle. Schwer vorstellbar, dass der Film in Russland überhaupt gezeigt werden kann.

Dabei sieht es zunächst gar nicht nach hartem Polit-Stoff aus, als sich der arrogante Szenejournalist Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) feucht-fröhlich durchs Moskauer Nachtleben feiert. Der hat nämlich die Schnauze voll von Berlin und seiner gescheiterten Ehe und bekommt dank guter Kontakte die Chance, das Boulevard-Blatt „Moscow Match” auf Vordermann zu bringen. Sicherlich knirscht es hier in der Logik des Drehbuchs: Denn welcher russische Chefredakteur würde einen ausländischen No-Name-Autor, der nicht einmal die Landessprache beherrscht, so mir nichts dir nichts einstellen?

ber Gansel zieht noch einmal den Kopf aus der Schlinge, wenn er nach einer halben Stunde die Moskauer Neureichen-Partyklischees beiseite lässt und mit aller Härte zeigt, wie ein systemkritischer Journalisten vor Pauls Augen auf offener Straße ermordet wird. Und Gansel, der hier auf den politisch motivierten Mord an Anna Politkowskaja anspielt, macht jetzt auch nicht den Fehler und verwandelt Paul sogleich in einen kritischen Aufklärer des Verbrechens. Der ist geschockt, aber doch mehr an der hübschen Kollegin Katja als an dem Fall interessiert – bis das Schicksal in einer U-Bahn erneut zuschlägt.

„Die Vierte Macht” entfaltet bald eine gar nicht weit her geholte Verschwörungstheorie über von der russischen Regierung inszenierte Bombenattentate, die aus wahltaktischen Gründen tschetschenischen Freiheitskämpfern in die Schuhe geschoben werden. Und es ist bemerkenswert, wie souverän und massenkompatibel Gansel diese komplexen politischen Hintergründe mit der Krimihandlung verknüpft.

Kino: Mathäser, CinemaxX, Münchner Freiheit, Neues Gabriel, Royal; R: Dennis Gansel (D, 115 Min.)

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.