Was wird aus dem ehemaligen Kaufhof am Stachus?
Die Enttäuschung ist Michael Zechbauer anzuhören. "Es ist mir unklar, wie man in so langer Zeit mit so viel Geld so wenig machen kann", sagt er über Michael Kern, der sich nun mit dem gescheiterten Projekt Lovecraft aus dem der Familie Zechbauer gehörenden ehemaligen Kaufhof-Gebäude am Stachus zurückgezogen hat.
Kern zog eine Sonderkündigungsklausel, die laut Zechbauer eigentlich für andere Zwecke vereinbart war, hält es aber für sinnlos, da noch weiter nachzukarteln. Er möchte lieber retten, was von der Zwischennutzung-Grundidee zeitnah zu retten ist.
Zechbauer hatte Kern ursprünglich das Gebäude kostenlos für zwei Jahre zur Verfügung gestellt, damit dort eine bunte Zwischennutzung mit Kunst, Ausstellungen, Gastronomie, Sport und Büros für Kreative stattfinden könne. Kerns Lovecraft hätte sich nur an Nebenkosten wie der Grundsteuer und Versicherungen beteiligen müssen. "Aber nicht einmal das ist im vertraglich vereinbarten Rahmen geschehen", sagt Zechbauer, der nach seiner Schilderung auch trotz Vereinbarung nie Einblick in die Buchführung erhielt.
Nach dem Tag der offenen Tür blieb die Tür zu
Dabei war der Start noch relativ verheißungsvoll. So gab es eine BMW-Party im Umfeld der IAA, das Gebäude wurde für die Wahlen in der Türkei angemietet, die renommierte Sammlung Goetz zog mit einer Ausstellung ins Untergeschoss und die Firma "Giovali Productions" baute im ersten und zweiten Stockwerk die Ausstellung "Meisterwerke" auf - mit über 120 großformatige Reproduktionen der bekanntesten Renaissance-Künstler wie Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo. Doch nach dem Tag der offenen Tür Anfang September blieb das Gebäude zu.
Die bunte Vielfalt der Angebote gab es nur auf der Lovecraft-Homepage. Michi Kerns Lovecraft hatte es nie geschafft, eine Betriebsgenehmigung für das 70 Jahre lang als Warenhaus genutzte Gebäude zu erhalten. Kern selbst beziffert seinen finanziellen Schaden in der "SZ" auf 600 000 Euro, Stadt und Staat förderten die Zwischennutzung mit knapp 300 000 Euro. Nun ist kein Geld mehr da.
"Wir stehen schlechter da als vor acht Monaten
"Hätte Kern die Ressourcen vernünftig eingesetzt, wäre die Genehmigung doch längst da", sagt Zechbauer und wundert sich über manche Umbauten, die gegen seine Warnung im Gebäude vorgenommen wurden. "Wir haben nicht nur viel Zeit verloren", sagt Zechbauer, "im Grunde genommen ist der Zustand der Immobilie nun auch schlechter als vor acht Monaten."
Er sagt Kern habe zumindest "fahrlässig gehandelt" und sei vielleicht mit der Dimension des Projektes überfordert gewesen. Nun will er selbst eine Konstruktion finden, um eine Zwischennutzung zu gewährleisten. "Mir tun die Mieter leid", sagt er.
Die Sammlung Goetz wird wohl die Reißleine ziehen und das Gebäude wieder verlassen, Gabriel Ioana von "Giovali Productions" beziffert seinen bislang aufgelaufenen Verlust für die aufgebaute und unbesuchte Ausstellung auf 500 000 Euro, hofft aber, dass das Drama noch ein gutes Ende nehmen wird.
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