Warm schimmernd wie Waldhonig

Ihre Stimme ist feinster Balsam: Sopranistin Christiane Karg mit Barockem im Prinzregententheater
Christa Sigg |
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Ihre Stimme ist feinster Balsam: Sopranistin Christiane Karg sang Barockes im Prinze

Für Sänger muss der November ein grausiger Monat sein. Entweder sie sind selber am Röcheln oder das Publikum schleudert ihnen Hustsalven entgegen. Ist das nicht der Fall, kann auf der Bühne nur noch Wundersames geschehen, der Himmelshofstaat herniederflattern oder allerlei Zauberzeugs explodieren.

Im Prinzregententheater war’s von allem etwas: Wenn Christiane Karg ihre Stimme fließen ließ, blieb die Zeit stehen. Und selbst aus einer gewissen Distanz kommt man kaum umhin, in die Kiste peinlicher Worthymnen zu greifen. Wann haben wir das letzte Mal einen Sopran gehört, der in allen Lagen warm tönt, noch in der Höhe wie Waldhonig schimmert? Und der weit oben auf dem Gipfel, scheinbar ohne jede Anstrengung, vom Forte in ein sanftes wie klar fokussiertes Pianissimo wechseln kann?

Leider ließen sich dieses Ereignis zu viele entgehen, im gerade mal halb gefüllten Saal trat die 31-Jährige ihren Feldzug durchs Barocke an. Mit dem Oratorium „La Giuditta“ des Portugiesen Francisco Antonio di Almeida etwa – dessen „Vengo a te“ lässt die Karg in sagenhaft schöne Vocalisen gleiten. Oder mit Rameau („Castor e Pollux“), den man selten so delikat zugespitzt vernimmt. Und endlich mit einer herrlich aufbrausenden Cleopatra.

In der Paraderolle der Händel-Heldinnen bietet sie das ideale Pendant zum fast draufgängerischen Rüdiger Lotter. Man sieht’s ihm wirklich nicht an, aber wenn der geigende Primarius der fabelhaften Hofkapelle München wie das HB-Männchen in die Luft geht, ist die Darmsaitenwelt in stimmigster Aufruhr. Fast vergisst man, dass sich komplette Concerti ziehen. Und immerhin waren es nicht die ewig gleichen Dauerbrenner, Evaristo Felice dall’Abaco ist eine feine Entdeckung. Gewiss. Doch ein bisserl mehr vom eigentlichen Star des Abends hätte man durchaus goutiert.

 

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