Wann werden wir zur Weltstadt mit Scherz?
Wie nennt unser Leute-Kolumnist Michael Graeter unsere Herzensstadt München? „Weltstadt mit Nerz”! Nahe der Maximilianstraße – in der Galerie der Zeichner gleich hinterm Vier Jahreszeiten – denken einige bei München aber an die „Weltstadt mit Scherz” – und meinen das ganz ernst: München soll sein heiterstes Museum bekommen: Die Komische Pinakothek. Wobei schon der Pinakotheken-Name provokantes Programm ist. Denn damit platzieren sich Humor und Satire auf Augenhöhe neben die Alte, Neue und die Pinakothek der Moderne!
DIE IDEE
Frankfurt hat es für seine Neue Frankfurter Schule, Hannover ehrt nicht nur Wilhelm Busch. Der bös-originelle Tomi Ungerer hat sein eigenes Satiremuseum in Straßburg bekommen und Olaf Gulbransson zeigt sich in Tegernsee. In Kassel gibt es die Caricatura, in Basel das Cartoon-Museum und Krems gibt – neben Wien – auch seinen Senf in Form eines Satire-Hauses dazu (siehe unten). Und München? München ist die Stadt des ersten politischen Kabaretts mit den 11 Scharfrichtern, hier provozierte die rote Bulldogge des „Simplizissimus” und hier ist nicht nur die Stadt von Spitzweg oder Ludwig Thoma. Denn München ist satirisch nicht von gestern: Nicht nur Dieter Hildebrandt lebt hier, Gerhard Polt, Ottfried Fischer und Satirekollegen winken aus der oberländlichen Nachbarschaft, Herbert Achternbusch grantelt hier und die Zeichner Klama, Hurzlmeier, Zimnik, Haitzinger, Hanitzsch wirken hier. Aber sie haben keine große Museumsbühne.
DIE GEFAHR
Seit Jahren gehen an München die großen Satire-Ausstellungen vorbei – wie Deix oder Traxler, die zwischen den Satire-Museen hin- und hergereicht werden. Aber nicht nur, was Ausstellungen anbelangt, hat München wenig zu lachen. Man kann zum Lachen hier nicht einmal in den Archiv-Keller gehen. Der Ur-Münchner Hirnbeiß ist Zwangs-Nürnberger, denn der Nachlass seiner Schöpferin Franziska Bilek ist an der Pegnitz gelandet. Der Nachlass von Karl Valentin landete mangels heimatlichen Orts nicht etwa im Münchner Stadtmuseum oder im Isartor, sondern liegt im verschüttungsgefährdeten Köln. Und was plant der größte deutsche Gegenwarts-Satiriker am Starnberger See mit seinen Filmen, Figuren Bildern, Skizzen, Sketchen – Loriot? Andere Städte scharren mit den Transport-Kutschen-Hufen – am lautesten Richtung Niedersachsen. Das alles könnte, sollte und würde eine Komische Pinakothek als multimediales Haus für Humor und Satire in München auffangen.
DIE UNTERSTÜTZER
Gegründet hat sich daher ein „Förderverein Komische Pinakothek”. Der Doppelspitze gehört die Satire-Galeristin und ehemalige „Etcetera...”-Ladenbetreiberin mit satirisch-künsterlischen Bavarica, das Münchner-Original: Meisi Grill. Vorständlich zur Seite steht ihr der Münchner Satire-Maler Rudi Hurzlmeier. Neben weiteren Engagierten ist auch die Malerin Susanne von Bülow vertreten, der Geschäftsführer der Hypo-Kunsthalle Dieter Eckstein und Ex-Kunstminister Thomas Goppel.
DIE OFFENEN FRAGEN
Ungeklärt ist – wie so häufig – vor allem die Finanzierung. Dazu werden spendable Fördermitglieder und betuchte Sponsoren gesucht. Und vor allem: Die Frage der Örtlichkeit ist noch offen. Wie sagt Rudi Hurzlmeier ganz unbescheiden witzig dazu: „Ein städtisch, stattlich oder staatliches Gebäude in Innenstadtlage soll’s sein, gern auch mit Gebirgsblick und begrüntem Innenhof samt Spritzbrunnen. Oder ein ähnlich freundliches – auch modernes – Anwesen!”
JETZT GEHT’S LOS
Am 16. März findet eine Anschub-Ausstellung in der Galerie der Zeichner, dem Fördervereinsbüro der Komische Pinakothek, statt. 25 Künstler werden Werke zeigen – darunter Buchholz Glück Gottscheber, Waechter Ziminik, Klama, Murschitz, Papan, Hanitzsch Loriot, Janosch Ungerer, Sempé, Haderer und natürlich Hurzlmeier: ein Zeichen, dass uns in unserer Münchner Welt der Humor bis heute nicht verlässt.
Adrian Prechtel
HIER KÖNNEN SIE SICH ENGAGIEREN
Förderverein Komische Pinakothek e.V., Vorstand: Meisi Grill, Rudi Hurzlmeier, Herzog-Rudolf-Straße 9, info@komische-pinakothek.de, www. komische-pinkothek.de. Ausstellung: Eine kleine Anschub, ab Donnerstag, 17. März, in den Räumen der Galerie der Zeichner, ebenfalls Herzog-Rudolf-Straße 9.