Waltraud Meier, Punkidol

Opernfestspiele: Kent Nagano mit Wagners „Tristan und Isolde“ im Nationaltheater.
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Opernfestspiele: Kent Nagano mit Wagners „Tristan und Isolde“ im Nationaltheater.

Seit dem Tod von Robert Mapplethorpe und ihres Mannes Fred „Sonic“ Smith hat Patti Smith zu Wagners Musikdrama über sehnsüchtiges Sterben eine sehr persönliche Beziehung. Am Dienstag sah sich die Bayreuth- erfahrene Mutter des Punk bei den Opernfestspielen „Tristan und Isolde“ mit Waltraud Meier an.

Patti Smith reist der Sängerin nach, die sie als Isolde schon an der Mailänder Scala gehört hat. Die Meier ist ihr „einziges lebendes Idol“, wie sie Chris Dercon vom Haus der Kunst verriet. Das Erinnerungsfoto der beiden Damen mit Kent Nagano wird bald dort zu sehen sein. Smith plant außerdem ein Weihnachtskonzert in der Allerheiligenhofkirche, die sie am Montag besichtigte.

Meiers überragende Isolde ist ein wehmütig stimmender Rest der Premierenbesetzung von Peter Konwitschnys angestaubter Inszenierung, die 1998 die Festspiele eröffnete. John Treleaven hielt als Tristan wacker durch: Freundlicheres kann über ihn kaum gesagt werden. Sein „So stürben wir, um ungetrennt“ hatte mit den Noten nur wenig zu tun. Hitzige Glut stand bei Kent Nagano erst am Ziel eines langen Wegs. Er begann mehr als „langsam und schmachtend“ und deutete das Vorspiel nicht als vorweggenommenen Liebesrausch. Der Dirigent öffnete einen Klangraum, der sich während der großen Steigerung von der Mittellage der Cello-Kantilene aus nach oben und unten auffächerte.

In gewolltem Kontrast dazu wagten der Dirigent und die Meier in Isoldes Sturm-Erzählung eine Heftigkeit, die als Vorwegnahme von Tristans Extasen wirkte. Nagano mied die Pauschalität seines Vorgängers Mehta. In den ersten beiden, dynamisch sorgfältig abschattierten Aufzügen gab es jeweils nur einen bewusst gesetzten Kraftausbruch bei der Ankunft des Schiffs in Cornwall und der Entdeckung des Liebespaars durch Marke.

Insgesamt ist der „Tristan“ des Generalmusikdirektors eine wohlbedachte Versöhnung zwischen der romantischen Tradition des Orchesters und seiner analytisch-sachlichen, auf Klarheit setzenden Klangvorstellung. Verhärtete Wagner- Schwärze ließ er erst in den Fieberfantasien des dritten Akts zu. Zuletzt kochten die Emotionen über: Bei Kurwenals Tod flog der Taktstock davon und landete neben der Geigerin Katharina Lindenbaum- Schwarz, die ihn wieder auf Naganos Dirigentenpult legte.

Robert Braunmüller

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