Wallander und Co.: Henning Mankells wichtigste Werke

Henning Mankell hat mit Kurt Wallander einen der bekanntesten Krimi-Ermittler geschaffen. Doch das Werk des schwedischen Bestseller-Autors hat noch weitaus mehr zu bieten.
(kd/spot) |
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Stockholm - Mit dem Krebstod von Henning Mankell (1948-2015) hat die Welt einen großen Schriftsteller verloren. Mankell war schon immer mehr als "nur" ein Krimi-Autor, was schon am sozialkritischen Aspekt seiner Wallander-Romane deutlich wird. Der eigenbrötlerische Kommissar ist klar seine berühmteste Schöpfung, doch Mankells Werk geht weit über die Krimi-Saga hinaus.

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Die Wallander-Kriminalromane

 

Keine Frage, die Anfang der 90er begonnenen Wallander-Romane stellen den wichtigsten Teil von Mankells Erbe dar. Die Abenteuer des Antihelden Kurt Wallander, der als Kriminalkommissar zumeist in der südschwedischen Stadt Ystad ermittelt, haben in zahlreichen Ländern die Bestseller-Listen erobert. Die gesellschaftskritische Krimi-Reihe wurde in Schweden wie auch in Großbritannien für das Fernsehen adaptiert. In der deutsch-schwedischen Serie "Mankells Wallander" ermittelt der Kommissar zudem in weitgehend neuen Fällen, die nichts mit den Büchern zu tun haben.

Neben der Aufklärung der oftmals extrem grausamen Verbrechen machen Wallander in den Romanen auch seine persönlichen Probleme zu schaffen: Schon zu Beginn der Reihe leidet er unter einer noch frischen Scheidung. Der Ermittler macht danach unter anderem eine ausgewachsene Midlife-Crisis durch, beginnt zu trinken und kämpft mit Gewichtsproblemen und Diabetes. Im letzten Band "Der Feind im Schatten" erkrankt Wallander an Alzheimer. Auch die Beziehung zu seiner Tochter Linda gestaltet sich oftmals schwierig, obwohl sie in Wallanders Fußstapfen tritt und Polizistin wird. Der Wallander-Band "Vor dem Frost" wird aus ihrer Sicht erzählt. Den Plan, aus diesem Spin-off eine Trilogie zu machen, gab Mankell allerdings auf, nachdem Johanna Sällström, die Linda in der schwedischen Wallander-TV-Serie verkörperte, sich 2007 das Leben nahm.

 

Weitere Krimis

 

Mankell verfasste auch Krimis außerhalb der Wallander-Reihe. In "Kennedys Hirn" zum Beispiel stellt eine Archäologin Nachforschungen zum Tod ihres Sohnes an und stößt so auf einen gewaltigen Medizin-Skandal in Afrika. In "Der Chinese" ermittelt eine Richterin nach dem Fund eines Massengrabes auf eigene Faust und erfährt auf diese Weise mehr über die Leiden chinesischer Arbeiter in den USA des 19. Jahrhunderts.

 

Afrika-Romane

 

Ein Thema, das dem zeitlebens politisch engagierten Mankell besonders am Herzen lag, war das Schicksal Afrikas. 1972 reiste er erstmals nach Sambia, später lebte er abwechselnd in Schweden und Mosambik. In Büchern wie "Der Chronist der Winde" und "Die rote Antilope" beschäftigte sich Mankell auf eindrucksvolle Weise mit dem kolonialen Erbe des Kontinents und dem Elend, das oftmals daraus resultierte.

 

Kinderbücher

 

Vor allem in seiner schwedischen Heimat war Mankell auch als Kinderbuchautor bekannt. Auch in diesem Medium widmete er sich großen gesellschaftlichen Themen. Zu Mankells Helden für die junge Leserschaft zählen etwa Joel, der in einfachen Verhältnissen bei seinem alleinerziehenden Vater aufwächst und das afrikanische Mädchen Sofia, das sein Bein durch eine Landmine verliert.

 

Bühne und Fernsehen

 

Seine Karriere begann Mankell schon Ende der 60er als Theater-Autor. Insgesamt verfasste er über 40 Dramen, von denen viele nur in Schweden aufgeführt wurden. Später arbeitete er auch als Drehbuchautor für TV-Produktionen. Für die ARD verfasste er die Vorlagen für die erfolgreichen "Tatort"-Folgen "Borowski und der vierte Mann" und "Borowski und der coole Hund".

 

Abschiedswerk: "Treibsand"

 

Erst am 28. September in Deutschland erschienen, gewinnt Mankells "Treibsand" nun auf traurige Weise noch mehr Aktualität. Aus Anlass seiner Krebsdiagnose beschäftigt sich Mankell darin mit seinem Leben und dem Menschsein an sich. Das Buch ist irgendwo zwischen Autobiografie und kulturkritischer Analyse angesiedelt, Mankell hat sich hier offenbar noch einmal alles von der Seele geschrieben, was ihn beschäftigte. "Treibsand" ist eindeutig sein persönlichstes Buch und ein würdiges Abschiedswerk.

 

 

 

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