Wahnsinn der Sonderklasse
Die Absurdität siegte: Das Duo Ulan & Bator gewann das Passauer Scharfrichterbeil
Nicht nur für den ersten Gewinner Hape Kerkeling 1983, sondern auch für viele Preisträger in den folgenden Jahren wurde das Passauer Scharfrichterbeil zum Karriere-Sprungbrett. Kein Wunder, dass heuer über 90 Bewerbungen zum renommierten Kabarett-Wettbewerb im Passauer Scharfrichterhaus eingingen – ein Rekord. Da ist es schon eine Ehre, es in die Endrunde geschafft zu haben wie Antje Basedow aus Hamburg, der Österreicher Aurel Bereuter und der Hamburger Lebensberater Axel Pätz.
Doch es gibt halt nur drei handgeschmiedete Beile. Das kleinste konnte das Rap-Trio PauL – Poesie aus Leidenschaft mit nach Hause nehmen. Die drei Jungs bringen den Poetry Slam ins Kabarett, klicken sich durch Wikipedia-Links vom Zappelphilipp-Syndrom bis zum Pandabären.
Wortkarges Allgäu
Gerade mal 24 ist der Newcomer Maxi Schafroth aus dem Allgäu. Der Bauernsohn und gelernte Bankkaufmann verknüpft in seinem erstes Solo „Faszination Allgäu“ seine Erfahrungen aus der Welt der Banker und der Bauern, stellt verschwurbeltes Manager-Denglisch dem wortkargen Allgäuer Dialekt gegenüber. In dem klingt der Heiratsantrag eines Landwirts so: „Do isch mei Hof, do isch mei Wald. Jetzt überlegscht dirs halt.“ Beim Passauer Publikum war der frische Charmebolzen der klare Favorit, die Jury wählte ihn auf Platz zwei.
Hinreißender Nonsens
Um Platz eins gab’s unter den Juroren keine Diskussion: Einstimmig kürten sie das Comedy-Duo Ulan & Bator. Denn was die beiden seriösen Herren in grauen Maßanzügen vollführen, sobald sie sich gestrickte Bommelmützen aufgesetzt haben, ist ein Wahnsinn der Sonderklasse. Sie zappen sich durchs Fernsehprogramm, singen Liedchen mit mongolisch klingenden Texten und vollführen skurrile Tänzchen, spielen groteske Miniszenen. Ein Fußballer rezitiert im TV-Interview fließend Sophokles, ein Patient windet sich in wilden Zuckungen am Boden, doch der Arzt kann nichts entdecken.
Bei diesem hinreißenden, intelligenten Nonsens grüßen Schwitters und die Dadaisten in erfrischender Absurdität. Die beiden 42-jährigen Schauspieler Frank Smilgies und Sebastian Rüger kennen sich von der Folkwang-Schule, arbeiten seit 2001 als Duo und waren 2006 für den Prix Pantheon nominiert. Doch erst seit zwei Jahren zeigen sie ihre ganz eigene, grandios absurde Kunstform in dem abendfüllenden Programm „Wirrklichkeit“ – hoffentlich bald auch in München.
Gabriella Lorenz
Bayern 2 Radio berichtet am Samstag um 20.05 Uhr vom Passauer Scharfrichterbeil.
- Themen:
- Hape Kerkeling