Von Musik eingehüllt

Der Tölzer Knabenchor mit Orazio Benevolis "Missa tira corda" unter Gerhard Schmidt-Gagen und Ralf Ludewig in der Theatinerkirche zugunsten der Erdbebenopfer von L'Aquila.
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Der Tölzer Knabenchor mit Orazio Benevolis "Missa tira corda" unter Gerhard Schmidt-Gagen und Ralf Ludewig in der Theatinerkirche zugunsten der Erdbebenopfer von L'Aquila.

Das berühmteste Werk dieses Komponisten stammt gar nicht von ihm: die 53-stimmige „Missa Salisburgensis“ zur Weihe des Salzburger Doms. Orazio Benevoli, geboren 1605 in der Ewigen Stadt und dort wirkend bis zu seinem Tod im Jahr 1672, dient jeder Musikgeschichte als Beispiel für „römischen Kolossalbarock“. Aber kaum einer hat die in Büchern beschworene Monumentalwirkung seiner Klänge selbst vernommen.

In der Theatinerkirche war am Freitag eine Gelegenheit dazu. Beschirmt vom anwesenden Altministerpräsidenten Edmund Stoiber sang der Tölzer Knabenchor unter Leitung des Gründers Gerhard Schmidt-Gaden und seines designierten Nachfolgers Ralf Ludewig die 16-stimmige „Missa Tira corda“ zugunsten der Erdbebenopfer von L‘Aquila.

Raumklang

Es war ein doppeltes Raumerlebnis: Benevolis Messe für vier getrennt aufgestellte Chöre ist die musikalische Entsprechung zum römisch beeinflussten Baustil der Kirche. Auf den besten Plätzen im Zentrum wurden die Hörer vom orgelgrundierten Klang der vier Chöre eingehüllt. Die volle Mehrstimmigkeit entfaltete sich nur in den kanonischen „Amen“ am Ende von Credo und Gloria. Das sehr textverständliche komponierte Werk setzt auf blockhafte Echo-Wirkungen, in denen die einzelnen Gruppen einander wie himmlische Chöre der Engel antworteten.

Der Tölzer Knabenchor, zuletzt mit einem schwachen „Messias“ und wackligen Bach-Motetten in München gegenwärtig, präsentierte sich sowohl im warmem Gesamtklang wie in exzellenten Gruppen-Soli diesmal in absoluter Bestform. Auf die Messe folgte das 50 Jahre jüngere und kontrapunktisch üppigere „Dixit Dominus“ von Giuseppe Ottavio Pittoni. Als Überraschung gab es dann noch den kaum bekannten, abgeklärten 12-stimmigen Kanon „V'amo di core teneramente“. Mit ihm huldigte 1782 in Bologna der junge Mozart 1782 der italienischen A-Cappella-Tradition: Lauter großartige Musik, die bei uns viel zu selten gesungen wird.

Robert Braunmüller

Die CD des Tölzer Knabenchors „Römische Mehrchörigkeit“ mit Benevolis Messe im Dezember bei Spektral

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