Von Frauen und anderen Rätseln des Lebens
Die junge polnische Künstlerin Paulina Olowska hat das SZ-Magazin Nr. 46 gestaltet – und für ihre Ausstellung in der Pinakothek der Moderne auch einige Bilder aus der Sammlung verwandelt
Eine junge Frau allein vor einer gewaltigen Wand, deren Struktur einem Kreuzworträtsel und Labyrinth gleicht. Doch das scheint sie nicht zu schrecken, sie bemerkt das große Ungewisse scheinbar nicht einmal. Halb posiert sie, halb wirkt sie selbstvergessen, den Blick in die Ferne gerichtet. Ob sie nur auf den Bus oder den Busfahrer ihres Lebens wartet, ist nicht zu erkennen.
Das Bild ist nicht nur das größte, sondern auch das am meisten plakative Gemälde, das Paulina Olowska (33) für ihre Ausstellung in der Pinakothek der Moderne gemalt hat. Doch die Dame mit dem schwarzen Mantel im Look der 20er Jahre ist nicht ihre Erfindung: Sie stammt von George Grosz, das Original von 1927 hängt ein paar Säle weiter. Die in Danzig geborene Künstlerin malt gerne Bilder nach Bildern und fügt ihnen so neue Bedeutungsebenen hinzu. Darum ließ sie auch den bei Grosz deutlich sichtbaren Ehering weg.
Mit Sittich
Als Olowska wegen ihrer Arbeit für das SZ-Magazin nach München kam und erstmals die Pinakothek besichtigte, war sie von der Fülle an Werken der Neuen Sachlichkeit – Dix, Schad, Grosz – begeistert. Darum hängte sie auch kurzerhand zwei Roaring-Twenties-Girls von Karl Hubbuch in ihre Schau. Da stehen sie unter anderem einem winzigen Bildchen mit zwei Wellensittichen gegenüber – und man weiß nicht, wer exotischer wirkt, die gespreizten Fräuleins oder die bunten Vögel. Es sind nicht zuletzt Frauenbilder und Rollenklischees, die Olowska in ihrer Kunst, oft mit den Mitteln der Collage, aufspürt. Darum führt Kurator Bernhart Schwenk auch Hannah Höch als Olowskas Schwester im Geiste an.
Aus der Neu-Kombination entsteht eine Transformation der Inhalte. Die eigenen und die geliehenen Werke fügen sich zu einer neuen Geschichte zusammen. So entsteht keine spektakuläre Schau, aber eine in ihrer Feinabstimmung verblüffende und durch Olowskas ganz eigenen Blick betörende Bilderfolge.
Roberta De Righi
Pinakothek der Moderne, bis 14. Februar, Di – So 10 bis18, Do bis 20 Uhr