Von der Versöhnung der Gegensätze

Der Mahler-Abend von Christian Gerhaher und seinem Pianisten Gerold Huber setzt Maßstäbe
Robert Braunmüller |
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Manchmal sagen schon ein paar Takte alles. Der Pianist Gerold Huber pointierte die Hochzeitstanzmusik des ersten der „Lieder eines fahrenden Gesellen” so schneidend, wie sie der enttäuschte Liebhaber hört, wenn sein Schatz Hochzeit macht. Christian Gehaher hielt seinen ersten Einsatz weich und im Tempo abgesetzt dagegen. Selten wurde die von Mahler gemeinte Verstörung der Erwartung plastischer deutlich wie am Anfang dieses außerordentlichen Liederabends.

Gerhaher und Huber verkörpern zwei Gegenpole der Mahler-Interpretation. Sie sind, pointiert gesagt, Bernstein und Boulez auf dem gleichen Podium. Huber begleitet emotional, mit fließendem Tempo und kehrt die Gegensätze heraus. Gerhaher berichtet eher von Gefühlen, anstatt sie singend zu durchleben. Weil die beiden genau wissen, was sie tun, versöhnen sie die Gegensätze zu einer höheren Synthese.

Melancholische Verzweiflung

Gerhaher wirkte anfangs leicht gehemmt. Er behielt auch bei den etwas heitereren „Wunderhorn”-Liedern im Mittelteil eine Grundstimmung melancholischer Verzweiflung bei. Huber machte mit seinem außerordentlich nuanciert schattierten Spiel die Orchesterfassungen vergessen, in denen man diesen Liedern meistens begegnet.

Bei den „Kindertotenliedern” kehrte Gerhaher wieder zur verhaltenen Intensität des „fahrenden Gesellen” zurück. Seine Textverständlichkeit war exemplarisch, seine Kraft in den wenigen Ausbrüchen beklemmend. Die kunstvolle Naivität wirkt bei ihm natürlicher als bei seinen Kollegen. Würdiger lässt sich das Mahler-Jubiläum nicht feiern. Dieser außerordentliche Liederabend setzte Maßstäbe. Stürmischer Jubel im ausverkauften Prinzregententheater, das „Urlicht” als Zugabe.

Das Programm des Liederabends als CD bei RCA/Sony

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