Von der Sinnlichkeit eines einfachen Strichs

American Summer III – Grafik und Skulpturen ab den 60ern in der Pinakothek der Moderne
Christa Sigg |
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American Summer III – Zeichnungen und Skulpturen ab den 1960ern in der Pinakothek der Moderne

Man möchte sich fast drauf setzen. Aus der Ferne sehen sie aus wie eine Reihe Acrylglas-Hocker. Tatsächlich sind es feinste Stahlstangen, die sich da an der Wand entlang in den Raum biegen, und man begreift sofort, weshalb sich Fred Sandback als Bildhauer verstand, der im klassischen Sinne Räume bespielen wollte. Mehr noch aber verdeutlichen diese vermeintlichen Konsolsitze den Ausstellungs-Titel „Der Raum der Linie“.

Selbst ein lausiger Mathematiker müsste hier aufheulen, aber dieser Widerspruch fasst auf geradezu poetische Weise das zusammen, was dauernd passiert in dieser dritten Schau des „American Summer“ der Pinakothek der Moderne. Die wenigen Striche, Punkte, Drähte oder Fäden lassen Räume im Kopf entstehen, Räume, die sich um die Objekte auftun, Räume, die in den Exponaten entstehen.

Und damit sind diese Zeichnungen und Skulpturen vornehmlich amerikanischer Minimalisten ab den 60er Jahren eine erstaunliche Ergänzung zu dem, was in den oberen Etagen des Hauses zu sehen ist. Dort stehen die großen Rauminstallationen von Dan Flavin und Donald Judd, von Fred Sandback oder Walter De Maria. Auch hier bleibt in der gnadenlosen Reduktion der Mittel genug Raum für die Vorstellung. Auch hier geht es immer wieder um die „Räume dazwischen, die Nähe von einem Punkt zum anderen“, wie es Barry Le Va formuliert.

Neben den gründelnden Filigranitäten Sandbacks ist auch Le Vas Arbeiten ein eigener Raum gewidmet. Und man hat zur variierenden Rhythmik seiner Punkt-Zeichnungen gleich die entsprechende Installation „Equal Quantities“ aus Kugeln, Filz und Alustangen gegenüber am Boden.

Erstaunlicherweise kommen die gerne als kopflastig taxierten Künstler gerade in ihrer Grafik wunderbar sinnlich daher. Das gilt für Flavin sowieso, für Judd mit seinen Schachtelvariationen, und mehr noch für den humorvollen Sol LeWitt, der hier mit einem eigens für die Pinakothek angefertigten raumdominierenden „Wall Drawing“ verblüfft. Aber auch an Bill Bollingers Ölkreide-Clusters mag sich das Auge festsaugen. Man muss sich nur etwas Zeit lassen. Und das Gehirn einfach mal spielen lassen.

Bis 25. September 2011, Katalog 39 Euro

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