Vom Playboy zum Helden
In Jon Favreaus satirischer Adaption des Marvel-Comics trumpft Robert Downey Jr.auf als „Iron Man“. Neben explosiven Actionszenen überzeugt „Iron Man“ auch mit Spitzen gegen den Waffenlobbyismus der Bush-Administration.
Sie haben Spinnenkräfte, können Gedanken lesen und verwandeln sich in grüne Kraftprotze. Keine Frage, die Superhelden der Marvel-Comics sind der Realität entrückt. Bis auf einen: den „Iron Man“ alias Tony Stark. Sein einziger Vorzug ist der geniale Erfindergeist. Ihm verdankt er seinen milliardenschweren Erfolg als Waffenlieferant der US-Regierung. Neben der Leitung seiner „Stark Industries“ gefällt sich Tony (Robert Downey Jr.) als hedonistischer Lebemann, der seine Freizeit mit Partys, Alkohol und One-Night-Stands verbringt.
Sein Leben als zynischer Playboy ist schlagartig zu Ende, als ihn bei einem Waffen-Testlauf in Afghanistan Terroristen entführen. Sie wollen Stark dazu zwingen, eine verheerende Rakete zu bauen. Schwer verletzt, entwickelt er mit seinem Erfindergeist eine stählerne Rüstung, die ihm die Flucht ermöglicht.
Zurück in den USA, zeigt sich Stark verändert. Er erkennt die Gefährlichkeit seiner „Stark Industries“. Mit Hilfe seines Iron-Man-Panzers plant er, all seine Waffen zu zerstören. Der profitgierige Obadiah Stane (mit Glatze und Vollbart: Jeff Bridges), der in Starks Abwesenheit die Geschäfte der Firma leitete, zeigt sich von Starks pazifistischer Wandlung wenig begeistert. Mit aller Macht versucht er, Stark von seinen geschäftsschädigenden Absichten abzubringen.
Den „Iron Man“ produzierten die Marvel-Studios erstmals in Eigenregie. Man will den Comic-Vorlagen besser gerecht werden. Umso mutiger die Entscheidung, die Regie des 180-Millionen-Dollar-Projekts dem eher unbekannten Jon Favreau („Buddy“ – Der Weihnachtself“) zu übertragen. Doch Favreaus Umsetzung des erstmals 1963 erschienenen Kult-Comics überzeugt auf ganzer Linie. Im Stile des ersten „Spiderman“-Films lässt sich Favreau bei der Entwicklung seiner Hauptfigur – vom arroganten Womanizer zum selbstlosen Helden – viel Zeit. Mit der Besetzung des lange Zeit als drogenabhängig verschrieenen Problemfalls Robert Downey Jr. gelang Favreau ein Überraschungscoup. Mit sichtlicher Spielfreude legt Downey Jr. die Figur als Mischung aus Howard Hughes, James Bond und Nicolas Cage in „Lord of War“ an, und seine Bonmots gehören zu den Highlights des Spektakels.
Neben explosiven Actionszenen überzeugt „Iron Man“ auch mit satirischen Spitzen gegen den Waffenlobbyismus der Bush-Administration. Sie geben der abgehobenen Comic-Verfilmung eine willkommene Erdung. Hoch anzurechnen ist Favreau auch, dass er den Nebenfiguren (Gwyneth Paltrow als liebenswürdige Assistentin) genug Raum zur Entfaltung ihrer Charaktere lässt. Da verschmerzt man sogar das arg aufdringliche „product placement“.
Florian Koch
Kino: Cincinnati, MaxX, Mathäser, Münchner Freiheit, Cinema in OF, R: Jon Favreau K: Matthew Libatique (USA, 118 Min.)
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