Vom Meister mutig weggeschielt
Weihevoll gibt sich das Salzburger Gedenkkonzert für Herbert von Karajan. Und hochkarätig besetzt: Anne-Sophie Mutter und Seiji Ozawa feilten einst beide im Dunstkreis des Klangmagiers an ihren Karrieren.
Weihrauch war nicht unterwegs. Und doch hatte dieses Salzburger Gedenkkonzert etwas Weihevolles. Etwas betont Andächtiges, das nirgendwo auf der Welt eine so innige Liaison mit dem Glamour eingehen kann wie an der Salzach. Damit passte dieses Edel-Szenario mit Witwe Eliette, der üblichen Festspiel-Klientel à la Begum und PS-starken Karossen auch wieder zu dem, der hier gefeiert wurde: Herbert von Karajan.
Die Berliner Philharmoniker erinnerten im Großen Haus an ihren langjährigen, alles dominierenden Chefdirigenten. In drei Wochen jährt sich sein Geburtstag zum hundertsten Mal – ein Ereignis, dem man seit geraumer Zeit nicht mehr entkommt. Zumindest medial. Entsprechend hochkarätig war das Aufgebot mit Anne-Sophie Mutter und Seiji Ozawa, die beide im Dunstkreis des Klangmagiers an ihrer Karriere feilten.
Vernehmbar, aber durchaus eigenständig wandelt der bescheidene Japaner auf den Spuren des Maestro. Etwa wenn in Schostakowitschs Zehnter die Bässe dunkel dräuen wie zu Karajans Berliner Zeiten und so das Fundament eines breit angelegten Streicherteppichs bilden, in den sich melancholische Bläser-Soli dezent einweben. Selbst im Getöse des Allegros bleibt dieser poststalinistische Anti-Jubel subtil, getragen von Auszehrung und matten Zweifeln – allzu schönen Zweifeln, die bei Ozawa den Blick in den Abgrund verstellen.
Sehr viel weiter hat sich da die Star-Geigerin von ihrem einstigen Mentor entfernt. Betörend im Spektrum der Klangmöglichkeiten schielt die Mutter nach dem Risiko – auch und gerade in Beethovens elegischem Violinkonzert, dem sie im Larghetto beklemmend fahle Töne abgewinnt. Eigenwillig sind ihre Tempo-Vorstellungen, kapriziös so manche Phrasierung, doch an Bord des Berliner Luxus-Liners kann einfach nix schief gehen.
Christa Sigg
Das Konzert am 21.3. ist ausverkauft
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- Ludwig van Beethoven