Vom Glück in der französischen Provinz
Eric Guirados „Der fliegende Händler“ bringt Herzenswärme in Alltagsschicksale
Die südfranzösische Provinz mit ihrer romantischen Hügellandschaft, dem meist blauen Himmel, ist die Kulisse für Eric Guirados Spielfilm über Lebenslügen, innere Versteinerungen und den heilsamen Ausweg daraus. Als Dokumentarist hat Guirado, selbst auf dem Land aufgewachsen, Menschen mit Wanderberufen in den Regionen Rhone-Alpes und Auvergne porträtiert, nun schickt er seinen 30-jährigen Protagonisten Antoine aus der Stadt zurück ins Heimatdorf, das er vor zehn Jahren im Groll verlassen hatte.
Das Leben, ein Provisorium: Antoine (wunderbar: Nicolas Cazalé) schlägt sich in der Stadt als Kellner durch, lebt immer noch zwischen Umzugskisten, nur uneingestanden verliebt in Nachbarin Claire (Clotilde Hesme). Als sein mürrischer Vater einen Herzinfarkt erleidet, braucht Mama Hilfe im Krämerladen, vor allem aber einen Fahrer für den Verkaufswagen, der Lebensmittel und allerlei Gebrauchsgegenstände in entlegene Dörfer zu meist alten Menschen bringt.
Antoine muss endlich Verantwortung übernehmen. Und Claire kommt mit, weil sie sich auf dem Land auf die Aufnahmeprüfung für eine spanische Universität vorbereiten will. Wieder daheim, das bedeutet keineswegs das reine Glück. Nichts hat sich verändert in der Provinz, eher widerwillig tourt Antoine mit dem rollenden Tante-Emma-Laden durch einsame Dörfer, eher barsch bedient er die skurrilen alten Leutchen, die immer schlecht hören, wenn’s ums Bezahlen geht.
Manchmal fährt Claire mit, bringt Freude ins Geschäft, in den Alltag. Aber natürlich brechen alte Familienkonflikte wieder auf, entdeckt Claire, dass Antoine ihre Prüfungsarbeit nicht zur Post gebracht hat, muss Antoine ganz alleine einen Lernprozess durchlaufen. Menschenbeobachter Guirado schafft unangestrengt klug und mit lapidarem Humor richtiges Wohlfühlkino.
Angie Dullinger
Kino: ABC, Eldorado, Cinema in OmU
R & B: Eric Guirado K: Laurent Brunet (F, 96 Min.)