Vom Engel erschlagen
Mord im Vatikan: In seinem Debüt-Roman „Halleluja“ lässt das Münchner Autorenpaar Johanna Alba und Jan Chorin den Heiligen Vater persönlich ermitteln – im Fall um seinen besten Freund
Mehr Rom-Klischee geht nicht: Petrus ist glühender Fan der Squadra Azzurra, kurvt auf seiner Vespa durch die ewige Stadt und ist am glücklichsten in seiner Lieblingstrattoria vor einem dampfenden Teller Spaghetti. Nebenbei ist Petrus – und hier wird’s interessant – auch noch Papst. Das Münchner Autorenpaar Johanna Alba und Jan Chorin lässt in ihrem Debüt-Roman „Halleluja“ den Heiligen Vater höchstpersönlich in einem Mordfall ermitteln.
Denn der Kardinal und beste Freund von Petrus II ist direkt unter dem Altar von einer Marmorfigur erschlagen worden. Ein Engel gestürzt durch die Rache Gottes? Zusammen mit seinem naiven Sekretär Pater Francesco und der umwerfend schönen wie dominanten Pressesprecherin Giulia macht sich der Heilge Vater auf die Suche nach der Wahrheit, die irgendwo im verzweigten Machtgeflecht des Vatikans zu finden ist. Die Verdächtigenliste ist lang: So war der lebenslustige Kardinal dem düsteren Abt im Katakombenkloster des Geißel-Ordens ein Dorn im geschundenen Fleisch. Auch seinem machtbesessenen Erzrivalen, Kardinal Oscuro, stand er im Weg. Und dann ist da noch eine alte Geschichte von einem Kind, das nie hätte geboren werden dürfen...
Licht aus den Papst-Gemächern
Die Protestantin Johanna Alba hat die Welt des Vatikan erst während ihres Kunstgeschichtsstudiums in Rom kennen gelernt. Sie hat von ihrer Wohnung im Vatikanviertel aus die dicken Limousinen der Bischöfe vorfahren sehen und auf dem Nachhauseweg in das hell erleuchtete Fenster der Papst-Gemächer hinein geschaut. Zugang zu den vatikanischen Gärten hat sie sich dann auf „römische“ Weise verschafft – durch die richtigen Kontakte. „Man stellt sich einfach die Frage, was hinter der prunkvollen Fassade steckt, wie isst der Papst morgens seine Hörnchen?“, fragt Alba. Die Kulturjournalistin und ihr Mann, der als Historiker arbeitet, haben sich für die Variante entschieden, wie sie den Papst gern hätten – nämlich lebensfroh, volksnah und alles andere als bigott.
Auch wenn die Stimmung des Romans eher einem leichten Frühstück in der Sonne gleicht als den schweren rituellen Speisen eines Dan-Brown-Romans. Inhaltliche Parallelen zu den Thrillern des „Illuminati“-Autors gibt es schon. Ob der Roman, der jetzt erschienen ist, ebenfalls vom Vatikan verurteilt wird, bleibt abzuwarten. Einige Verlage haben angesichts der Thematik jedenfalls kalte Füße bekommen.
Johanna Jauernig
Halleluja, Rowohlt, 8,95 Euro