Viel Zeit für einen kurzen Weg
Als er vor 32 Jahren schon einmal am Residenztheater engagiert war, habe man ihm bei der Besichtigung der Werkstätten gesagt, das käme alles ohnehin bald weg, weil ein Neubau unmittelbar bevorstehe. Als Andreas Beck seinen Vertrag als Intendant des Residenztheaters unterschrieb, versprach ihm der damalige Minister Ludwig Spaenle, bei seinem Amtsantritt würde der Rohbau stehen.
Am Ende seiner vierten Spielzeit ist es aber nun wirklich so weit: Der erste Spatenstich für das neue Proben- und Werkstättenzentrum ist getan. Es entsteht in der Hohenlindener Straße hinter den Hochhäusern am Beginn der Passauer Autobahn. Das Probenzentrum soll 196 Millionen Euro kosten. Im Sommer 2026 soll es fertig sein und im Januar 2027 bezogen werden, so ein Vertreter des Generalunternehmers, der den Bau für den Freistaat errichtet.
"Dass wir nun nach jahrzehntelangen Provisorien endlich zeitgemäße und moderne Arbeitsbedingungen erhalten, ist kein Luxus oder wünschenswert, sondern war und ist dringend notwendig, um Kunst und Theater für die Zukunft gestalten und erarbeiten zu können für München, für Bayern", sagte Andreas Beck auf der Baustelle.
Bisher sind die Werkstätten im Marstall untergebracht. Geprobt wird in Giesing in Räumen, die zuletzt das Gärtnerplatztheater während seines Umbaus nutzte. Der Neubau umfasst drei Probebühnen, ein Raum für musikalische Proben, Dekorationswerkstätten sowie Räume für die Requisite und den Kostümfundus. Dazu kommen Büroflächen, Sanitär- und Sozialräume sowie eine Kantine. Der Bau soll modernen Anforderungen an ein Niedrigstenergiegebäude genügen, Photovoltaik ist auf dem Dach geplant.
Mit dem Spatenstich beginnt die von Kunstminister Markus Blume angekündigte "Kulturkaskade" zu fließen - ein zeitlich abgestimmtes Sanierungsprogramm für das Residenztheater, die Musikhochschule, die Staatsoper und andere Projekte. Alle diese Maßnahmen sind überfällig und Teil eines Sanierungsstaus, der sich in den letzten Jahren gebildet hat. Daran erinnerte auch ein Zitat aus der "Antigone" des Sophokles, das hinter dem Rednerpult prangte: "Es braucht viel Zeit, einen kurzen Weg zu gehen", war da zu lesen.