Viel Ruhe und Spaß
Zubin Mehta als Gast beim Akademiekonzert des Staatsorchesters im Nationaltheater
Gelassenheit wäre eigentlich so ziemlich das letzte, was man mit Tschaikowskys fünfter Symphonie in Zusammenhang bringen würde. Aber als Haltung eines Interpreten führt Ruhe regelmäßig weiter als die hysterische Übersteigerung dessen, was sich bereits auf dem Siedepunkt befindet.
Wie schon bei seinem Gastspiel beim BR-Symphonieorchester in der vergangenen Woche kultivierte Zubin Mehta auch im Nationaltheater überlegene Ruhe und Noblesse. Der volle, warme und runde Ton des Bayerischen Staatsorchesters betörte, Schärfungen behielt sich der ehemalige Generalmusikdirektor der Staatsoper für die äußerste Zuspitzung der Dramatik im Finale vor.
Am Beginn des Abends stand ein symphonischer Psalm des 1897 in München geborenen Paul Frankenburger, der sich als Emigrant den Paul Ben-Haim nannte. Ein die Gregorianik mit dem Altem Orient versöhnender Streicher-Gesang rahmte Mittelmeer-Bukolik. Das Stück vermittelte Hans Pfitzners Kargkeit mit Franz Schrekers Üppigkeit und führte das solide, an der hiesigen Akademie der Tonkunst erworbene Handwerk, das Ben-Haim der ersten Komponistengeneration des neuen Staats weitergab.
Einblicke in die israelische Gegenwart gab Avner Dormans „Spices, Perfums, Toxins!“ im Geist von Pop und Easy Listening hübsch hingelegt von den beiden unwiderstehlichen Schlagzeugern PercaDu. Leider konzentriert sich das Stück etwas zu sehr auf die dunklen Marimbaphone, statt richtig loszufetzen. Dem Publikum machte es viel Spaß, und das ist gut so.
RBR