Viel Luxus, wenig Rendite

Die TV-Soap "Adlon" macht die Geschichte zur Familiensaga mit vielen erfundenen Geschichten. Was aber ist die Wahrheit hinter diesem Luxushotel?
Amina Linke |
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Von Henry Ford und Thomas Mann bis Catherine Deneuve und Nicole Kidman – die illustre Gästeliste des Nobelhotels Adlon ist lang. Doch in den Berliner Luxussuiten weht nicht immer Champagnerluft. Waren in den Anfängen der großen Hotelgeschichte Besitz- und Finanzverhältnisse noch kristallklar, trüben sie heute Vetternwirtschaft und Fondsvielschichtigkeiten. Fabelhaft, soll Kaiser Wilhelm II. ausgerufen haben, als er 1907 das Adlon einweihte. Fabelhaft, dürfte es auch aus Adlon-Fondskönig Anno August Jagdfeld – natürlich hinter vorgehaltener Hand – rausgeplatzt sein. Ende letzten Jahres konnte er zum wiederholten Male einem Sturzversuch von erbosten Anlegern trotzen.

223 Millionen Euro bei Reichen eingesammelt

Aber der Reihe nach. Nach der Kaiserzeit, vier politischen Systemen und dem Zweiten Weltkrieg fiel das Adlon einem Brandstifter zum Opfer. Nur ein Seitenflügel überlebte, der in den 1970er Jahren zum Lehrlingswohnheim gewandelt wurde, bis 1984 der Abriss kam. Auftritt des rheinischen Geldeinsammlers Anno August Jagdfeld. Er wollte die ehemalige Bühne der feinen Gesellschaft wiederaufbauen. Mit Charme und Redekunst leierte er dafür insgesamt 223 Millionen Euro aus den Taschen gut betuchter Privatkunden und institutionellen Anlegern. Eine gute Investition, keine Frage. Der Mythos des Adlons ist schließlich ein Geldgarant, so dachten viele. Doch irgendwie wollte es mit der versprochenen Ausschüttung nicht so recht klappen – seit 1997 kam nur knapp ein Fünftel an Kapitalertrag raus. Stattdessen forderte Jagdfeld Pachtverzicht in Millionenhöhe für die Restaurants der Adlon-Holding auf der Rückseite des Hotels.

Anleger in Wut

Pikant: Die Holding leitet sein Sohn Julius – Jagdfeld erließ ihm jahrelang Teile der Pacht. Ein Ärgernis, das in Wut umschlug. Viele der 4400 Adlon-Anleger bildeten schließlich 2010 eine Schutzgemeinschaft und schalteten den Anwalt Thomas Fritsch ein. Er wird zum Intimfeind Jagdfelds. Doch der Komplementär des Adlon-Fonds „Fundus Fonds Nr. 31“ bleibt gelassen. Auch die Anklage der Kölner Staatsanwaltschaft wegen besonders schwerer Untreue in fünf Fällen im September 2012 prallt an ihm ab. Derzeit sind die Anleger aber milde gestimmt: Jagdfeld konnte den Pachtvertrag mit der Hotelkette Kempinski verlängern.

Jetzt frisches Geld

Die Partnerschaft sichere dem Adlon-Fonds Einnahmen von 300 Millionen Euro in den nächsten 20 Jahren, so Jagdfeld. Welche Kosten den Einnahmen gegenüberstehen, darüber schweigt er. Macht nichts, grummelt so mancher Anleger. Wenigstens komme frisches Geld in die Kasse. Denn das braucht der Fonds dringend: 2016 muss ein Kredit über 160 Millionen Euro an die Schweizer Großbank Crédit Suisse zurückgezahlt werden. Und dann wären da noch die Instandhaltungskosten. Wieder nichts mit großen Renditen. Immerhin: der Schampus fließt erstmal weiter.

 

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