Viel besser als Bayerns Ruf
Junge Veteranen und ein alter Neuling: Das rockige Finale des „Unüberhörbar“- Wettbewerbs in der Muffathalle. Auch Thomas Goppel passte sich an. Übrigens, die Krawattenähnlichkeit mit den Jungs von schonOKbaby war Zufall. Der Minister ist kein neues Bandmitglied.
Der Sound, die Songs und das Auftreten waren lupenreiner Britpop, nur in den Zwischenansagen verriet sich die wahre Herkunft des Leeds Club: der Chiemgau. Dass die Band trotz reduzierter Besetzung (normalerweise spielen sie zu fünft) die sechste Ausgabe des von der Abendzeitung und „Lilalu“ ausgerichteten „Unüberhörbar“- Wettbewerbs in der Muffathalle gewann, überraschte das Quartett. Aber nicht nur Jury und Publikum waren sich einig, auch Kunstminister Thomas Goppel hielt dem druckvollen Spiel vor der Bühne stand und beäugte bei seinem Pop-Schnupperkurs die Band versonnen lächelnd und offensichtlich in fernen Beatschuppen- Erinnerungen schwelgend. Wer Leeds Club verpasst hat, sollte sich schon den 5. Juli notieren, dann rocken die Jungs in voller Besetzung wieder die Muffathalle (Eintritt frei).
Politik entdeckt Pop
Nur einen Jurypunkt dahinter landeten die Münchner von Sickcity auf dem zweiten Platz. Apokalyptische Texte treffen hier auf Discobeats und harte Gitarrenriffs. Eine intelligente Balance zwischen Dancefloor und Rock – und vor allem eine Band, die mit Können und Originalität längst über die Stadtgrenzen bekannt sein müsste – ebenso wie Vorjahressieger Blek Le Roc, die sich mit Sickcity Drummer und Bassisten teilen. Auch die Drittplatzierte Band This is the Arrival gehört mit ihrem harmonischen Gitarrenrock zu den Entdeckungen des Wettbewerbs und bewies ebenso wie die hochkarätigen Finalteilnehmer Watersun, Prosecution, Kafkas Oriental Bazaar, schonOKbaby und Bezirk 24 (mit einem fantastischen Beatboxer), dass die bayerische Rockmusik viel besser ist als ihr bundesweiter Ruf. Dass nun die Politik den Pop entdeckt und mit staatlichen Fördermitteln unterstützen möchte, ist sinnvoll. Schließlich ist die Hoffnung auf eine Karriere durch Myspace allein lächerlich. In München kann man den Nachwuchs wenigsten auf Radio M 94,5 verfolgen – die größeren Stationen muten ihren Hörern permanent Formatpop zu.