Verehrung, nun amtlich bestätigt

Seit 2016 zeichnet München alljährlich prägende Kabarettistinnen und Kabarettisten aus dem deutschsprachigen Raum mit dem Dieter Hildebrandt-Preis aus. Er hat den früheren Kabarettpreis der Stadt abgelöst.
Aber aus der kurzen, illustren Liste der Geehrten hat sich noch niemand so explizit auf den vor zehn Jahren gestorbenen Namensgeber bezogen wie Maren Kroymann am Dienstagabend im Alten Rathaussaal. Sie sei schon Fan von Hildebrandt gewesen, als sie noch nicht einmal mit dem Gedanken gespielt habe, selbst mal auf der Bühne zu stehen, erzählte sie vor Gästen wie Ottfried Fischer, Ilse Neubauer, Jürgen Kirner und den neuen Betreibern der Lach- & Schieß, Ulrich Spandau und Christian Schultz.
Dieter Hildebrandt, ein ewiger Talentsucher und Ermunterer hinter den Kulissen, habe ihr 1985 ihren ersten TV-Auftritt in seinem "Scheibenwischer" verschafft. Die Erfahrung sei allerdings etwas zweischneidig gewesen, sagte Kroymann. Sie habe gefragt, ob sie selbst etwas schreiben solle für ihren Auftritt, was Regisseur Sammy Drechsel abwegig vorkam: "Dafür haben wir unsere Leute. Sing' Du Dein Lied und wackel' mit dem Arsch."
Auch die Welt des "Scheibenwischer" war damals eine Männerwelt, wie sie von Laudatorin Amelie Fried zuvor beschrieben worden war. Erstaunlich, wie Kroymann sich ohne große Vorbilder allein durch Können und Beharrlichkeit Jahrzehnte behaupten konnte.
Es sollte noch bis Anfang der 90er Jahre dauern, bis Kroymann im "Scheibenwischer" ihren ersten eigenen Text aufführen konnte, eine gewagte Gegenüberstellung von Massenvergewaltigungen durch serbische Soldaten im Bosnienkrieg und den Abtreibungsgegnern der "Lebensschutz"-Bewegung. "Dieter rief mich an", erinnerte sich Kroymann "und sagte: ,Dein Text ist nicht gut'... - ich war am Boden zerstört, aber der Satz war noch nicht zu Ende - ,Dein Text ist sehr gut'."
Maren Kroymann freute sich sichtlich mit dem Preis nun "amtlicher Bestandteil eines Menschen zu sein, der mich gesehen und gefördert hat und den ich verehre".