Verdi, Wagner & Meyerbeer

Ruggiero Leoncavallos Oper „I Medici“ mit dem ewig jungen Tenor Plácido Domingo
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Ruggiero Leoncavallos Oper „I Medici“ mit dem ewig jungen Tenor Plácido Domingo

Nur eine seiner Opern hat den Kampf ums Dasein im Repertoire-Dschungel überlebt: Der so gut wie unsterbliche „Bajazzo“ mit seiner wilden Eifersuchtsgeschichte und dem leidenden Tenor. Raritätenjäger wissen vielleicht noch, dass Ruggiero Leoncavallo in Konkurrenz zu Puccini eine zweite „Bohème“ komponierte und sein spezieller Fan Kaiser Wilhelm II. ein Machwerk mit dem Titel „Der Roland von Berlin“ bei ihm in Auftrag gab.

Doch Ruggiero Leoncavallos Ehrgeiz reichte weit über die unsterbliche Tenorschluchz-Schmonzette „Lache Bajazzo!“ hinaus. Als 20-Jähriger vertraute er Richard Wagner in Bologna seine Pläne zu einem monumentalen Operndreiteiler namens „Crepusculum“ an. Während der Arbeit an diesem italienischen „Ring des Nibelungen“ kam ihm 1890 der Erfolg von Mascagnis „Cavalleria rusticana“ dazwischen. Innerhalb von fünf Monaten komponierte er 1892 als Gegenstück zu diesem Einakter „I Pagliacci“. Von „Crespuculum“ wurde nur der erste Teil „I Medici“ fertig, geplante Fortsetzungen über Lucrezia Borgia und Savanarola blieben unvollendet. In den letzten Jahren vor seinem Tod 1919 im Kurort Montecatini verlegte sich Leoncavallo auf Operetten – ein seltsames Ende einen Komponisten, der in Wagners Bann begonnen hatte.

Von „I Medici“, dem hochambitionierten Frühwerk, gab es bisher nur eine Piratenaufnahme unter Marcello Viotti. Nun fügt Plácido Domingo dem langen Register seiner Rollen noch eine Eroberung hinzu: Er singt den Giuliano de Medici wie ein junger Gott, während Carlos Álvarez mit prächtigem Bariton für das Gewaber der Sopranistin Daniela Dessí würdig entschädigt.

Leoncavallos Musik ist weniger vulgär, aber leider auch nicht so melodisch wie der „Bajazzo“. Sie versöhnt Wagners Harmonik mit der französischen Historienoper im Stil Meyerbeers. Wer sich für die Seitenwege der italienischen Opergeschichte zwischen Verdi und Puccini interessiert, wird vom Dirigenten Alberto Veronesi und dem Orchester des Maggio Musicale Fiorentino bestens bedient. Anders gesagt: ein prächtiges Geschenk für Fans, die schon alles haben (Deutsche Grammophon).

Robert Braunmüller

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