Verdattelt im Regen
70 000 im Olympiastadion, AC/DC auf der Bühne - was kann da schon schiefgehen? Erstaunlicher Weise Einiges.
Um nicht missverstanden zu werden: Es war schon geil, es rockte, es rollte, Angus schüttelte einen mit seiner GibsonSG zwei Stunden lang durch. Es war ein gutes Konzert, gemessen an dem, was die Konkurrenz meist zu bieten hat. Aber es war ein schlechtes AC/DC Konzert, gemessen an dem, was die Band normalerweise zu leisten im Stande ist.
Gegenüber dem Auftritt in der Olympiahalle vor wenigen Wochen, gab es eine einzige Veränderungen auf der Set-Liste ( nämlich zusätzlich den Song "Dog eat dog"). Das ist auch für eine Band, deren Markenzeichen die Konstanz ist, dürftig. Der Sound schwankte zwischen mäßig und in Ordnung - aber auf jeden Fall war er zu leise! Und die Tagesform der alten Helden? Nun ja, passt schon, aber das Intro zu "Thunderstruck" haben sie ganz schön verdattelt, wie auch sonst einige Einstiege oder das "Let-there-be-rock"-Gitarren-Solo. Kurz gesagt: In der Olympiahalle waren AC/DC Wahnsinn gewesen - im Olympiastadion dagegen nur Routine.
Dazu kam eine eigentümlich aggresive Stimmung bei Teilen des Publikums, die nichts mit Hardrock und viel mit Männern im Suff zu tun hat. Allein in meinem Fünf-Meter-Umkreis auf der Hauptribüne, gab es eine vollzogene und zwei Fast-Prügeleien, dazu noch einen Zeitgenossen, der sich über seine Nachbarn erbrach.
Nach etwa einer Stunde, bei "You shook me all night long" kam schließlich der Regen und wischte alles weg.
gr
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