„Verblendung", „Verdammnis" und „Vergebung"
Mit seiner Mischung aus harter Gewalt, politischer Analyse, klaren moralischen Statements und einer effektiven Spannungsführung wurde die Millenniums-Trilogie des Schweden Stieg Larsson zu einem Meilenstein der Krimiliteratur. In dieser plastisch-dynamischen Erzählweise erschienen „Verblendung", „Verdammnis" und „Vergebung".
Mit großer atmosphärischer Dichte inszeniert Niels Arden Oplev den ersten Teil der Trilogie in einer deutsch-dänisch-schwedischen Koproduktion als geradlinigen Thriller, der im Gegensatz zu den Dan-Brown-Verfilmungen aus Hollywood ohne Effektegeraschel auskommt.
Nachdem der Journalisten Blomkvist (Michael Nyqvist) aufgrund eines Enthüllungsberichtes über einen einflussreichen Finanzhai von einem Gericht wegen Verleumdung verurteilt wird, nimmt er am Tiefpunkt seiner Karriere das Angebot des Alt-Industriellen Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) an. Blomkvist soll das Verschwinden von Vangers Lieblingsnichte im Jahr 1966 aufklären. Ein Blick auf das Familienfoto des zerstrittenen Clans bietet ein ganzes Spektrum von Verdächtigen.
Gemeinsam mit der hartgesottenen Computerhackerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace) arbeitet sich Blomkvist immer tiefer in die Familienhistorie ein und findet eine Spur, die zu einer Serie von rechtsradikalen Ritualmorden führt. Der Journalisten in der Krise und die knallharte Punk-Lady, die zu Beginn in einer ausgedehnten Parallelmontage unabhängig voneinander eingeführt werden, bieten ein illustres Ermittlerduo.
Auch wenn Oplev ein wenig zu sehr auf den Sado-Maso-Sexappeal der eigenwilligen Heldin abhebt, hält vor allem die Präsenz der beiden grundverschiedenen Hauptfiguren die verschlungenen Wege der historischen Recherche zusammen. Schnörkellos und in eisklaren Bildern verdichtet Oplev den Stoff zu einem stilvollen Kinothriller, der es lässig mit US-Produktionen wie „Illuminati" aufnehmen kann.
Martin Schwickert
Kino: Arri, CinemaxX, Leopold, Mathäser, Sendlinger Tor
R: Niels Arden Oplev B: Nikolaj Arcel, Rasmus Heisterberg nach Stieg Larsson K: Eric Kress (S, D, DK, 152 Min.)