Unsere älteste, interessanteste Kundin
Talbot Runhof sorgen für die Kostüme in „Die Sache Makropulos“ am Gärtnerplatztheater
Angelina Jolie, Daryl Hannah oder Nora Tschirner haben bereits ihre Abendmode getragen. Nun kleidet das Modeunternehmen Talbot Runhof das Ensemble von Leos Janáceks „Die Sache Makropulos“ ein. Noch-Hausherr Ulrich Peters inszeniert die Geschichte einer Frau, die nach 337 Jahren Leben endlich sterben will.
AZ: Herr Talbot, was reizt Sie am Theater?
JOHNNY TALBOT: Man macht etwas Bleibendes. Ich komme gerade von unserer achten Pariser Modeschau. Sie dauerte zehn Minuten, und schon nach acht schauten die Journalisten auf die Uhr. Theater bleibt dagegen in Erinnerung.
Ist Janáceks „Die Sache Makropulos“ Ihre erste Arbeit für die Bühne?
Nein. Ulrich Peters wollte schon länger mit uns arbeiten. Wir sind Nachbarn: Unser Laden in der Klenzestraße ist nur wenige Meter vom Theater entfernt. Gleichzeitig kam ein Anruf vom Theater Dortmund. Dort haben wir ein „Carmen“-Ballett ausgestattet. Choreograf Cayetano Soto war lange Tänzer am Gärtnerplatz. Diese Kostüme haben unsere aktuelle Kollektion beeinflusst: Sie war sehr ballett-inspiriert. Soto hat als Abschluss der Pariser Schau ein zweiminütiges Solo geschaffen, das Lisa-Maree Cullum vom Staatsballett getanzt hat.
Wie kamen Sie zur Mode?
Ich bin Elektroingenieur. Nach drei Jahren im Pentagon kam ich zu Radio Free Europe nach München. Hier habe ich 1991 Adrian Runhof kennengelernt. Damals hatte er seine erste Kollektion fertig. Ich dachte: Das würde ich auch gern machen. Seitdem ergänzen wir uns: Er ist gut mit Zahlen und im Verkauf bei Händlern, meine Sache sind Schnitte und der Umgang mit der Endverbraucherin im Laden.
Wie haben Sie sich auf Janáceks Oper vorbereitet?
Das Thema Schönheit und ewige Jugend beschäftigt uns doch alle. Emilia Marty ist über 300 Jahre alt. Sie ist unsere älteste Kundin, aber auch die interessanteste. Wir haben den Text gelesen und eine DVD mit Anja Silja besorgt. Sie ist sensationell, aber die Kostüme haben mir weniger gefallen. Am Ende sieht sie in Leder wie eine Nazi-Dominatrix aus.
Wie haben Sie die Kostüme erarbeitet?
Die beiden Emilias Elaine Ortiz Arandes und Rita Kapfhammer waren im Laden, haben viel anprobiert. Aus der Mischung beider Persönlichkeiten und der Figur entwickelten wir unsere Kostüme.
In Ihrem Schaufenster sehe ich nichts für Herren.
Die Kostüme für diese Oper sind zugleich unsere erste Herren-Kollektion. Die Sänger tragen alle ähnliche Anzüge. Jeder Akt hat aber durch verschiedene Accessoires wie Westen, Krawatten, Einstecktücher und Hutbänder ein eigenes Farbkonzept erhalten.
Und die Damen?
Emilia trägt im ersten Akt dezent bestickte Stretch-Spitze. Im zweiten Akt haben wir uns für einen wunderschönen roten Paillettenstoff entschieden, der mit einer Lage Chiffon abgedämpft wurde. Für Emilias unbedarfte Rivalin Christa haben wir den Paillettenstoff fotografiert und auf Crêpe-Satin drucken lassen. Man sieht das aus der Ferne nicht genau, ahnt aber auf jeden Fall den Fake.
Robert Braunmüller
Premiere heute, 19.30 Uhr. Auch am 22.März, 1., 8., 20., 28. April. Karten: Tel. 2185 1960