Und täglich grüßt der Blockbuster

Warum hat der Kinosommer 2011 außer Fortsetzungen so wenig zu bieten?
von  Florian Koch

Ein erstaunlich hoher Prozentsatz an Urlaubern fährt immer an den gleichen Erholungsort. Aber warum auch nicht? Immerhin weiß man, was einen erwartet. Was fehlt, ist der Überraschungseffekt, der besondere Kick. Ganz genau wie beim tristen Filmangebot 2011.

Es vergeht kaum eine Woche ohne einen „Eventfilm” oder ein „3D-Spektakel”. Da bleibt vor lauter Superhelden und Superlativen kaum Zeit zum Luftholen. Das Dumme ist nur, dass der Blockbuster-Sommer immer früher beginnt und immer dröger wird. So pflügte sich Marvel-Held „Thor” bereits am 28. April durch die Multiplexe, und am 29. September geht „Wickie” erneut auf große Fahrt.
Wer am meisten Kasse machen will, der sollte eine Fortsetzung in petto haben. Dieses Produzenten-Motto bestätigt mal wieder der Kinosommer 2011. In den elitären Club der weltweiten Filmmilliardäre zogen bisher „Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten”, „Transformers 3”, und an der Spitze „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2” ein.

Auffällig ist, dass alle drei Filme auch in 3D in die Kinos kamen. Das wirft die Frage auf, ob die angebliche Krise des 3D-Formats nur auf wilden Spekulationen beruht. Hier muss man zwischen den Märkten in den USA und dem Rest der Filmwelt unterscheiden. In den Staaten weht der 3D-Technik tatsächlich ein eisiger Wind entgegen – viele Besucher fragen laut jüngster Studien bereits nach dem 2D-Format – weil die Kinopreise eine rekordverdächtige Höhe erreicht haben, und viele Filme diesen Aufpreis einfach nicht rechtfertigen. In Europa und vor allem China zieht man sich noch gerne die Brillen auf, wobei die Betonung auf „noch” liegt. Deshalb verwundert es auch nicht, dass die Film-Umsätze im Ausland die Einnahmen in den USA immer deutlicher übersteigen.

Die Fortsetzungswelle hat mittlerweile auch die Animationsfilme („Cars 2”) erfasst. „Auf Nummer sicher” lautet die Devise. Und sonst? Außer Prollkomödien („Hangover 2”) bleibt noch der scheinbar unerschöpfliche Fundus an Comic-Helden („Captain America”), der Griff zu vergangenen TV-Erfolgen („Die Schlümpfe”) oder das Erzählen von Vorgeschichten („Planet der Affen: Prevolution”).

Gibt es überhaupt noch einen Silberstreif am US-Blockbuster-Horizont? Man muss lange suchen, aber man wird beim TV fündig. Hier werden noch erzählerische Trends gesetzt, und die innovativsten Fernsehmacher drängen jetzt auf die große Leinwand. Bestes Beispiel ist J. J. Abrams, der mit „Lost” bewiesen hat, dass eine einsame Insel viel Platz für kreative Storyideen bietet.
Mit „Super 8” legt Abrams jetzt den charmantesten Blockbuster des Jahres vor – ganz ohne Stars und 3D. Dafür mit gutem Gespür für Spannung und Nostalgie. „Super 8” zeigt aber auch, dass der Blick zurück einen Schritt nach vorn bedeuten kann.

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