Und die Försterin macht die Fliege
Der Förster ist frustriert: Seine Frau ist mit zwei Kindern bereits bedient. Draußen in der Natur erlebt er täglich, wie sich Füchse und anderes Getier lustvoll vermehren. Das sorgt für Trieb-stau und schlechte Laune.
In David Böschs Inszenierung nimmt die Försterin zuletzt den Koffer und geht. Statt – wie von Leos Janacék vorgesehen – sich lustvoll im Wald zu wälzen, drückt der Gatte sich die doppelläufige Flinte an den Hals. Und die Natur fehlt auch: Tiere sind aus Stoff und ans Bühnenbild genagelt, der Frosch, die Mücke und andere nichtmenschliche Lebewesen sind in dieser Inszenierung zwielichtige Grenzgänger unserer Gesellschaft.
Das riecht nacherzählt wie der übliche Regietheaterpessimismus– ist aber das schiere Gegenteil: Bösch bricht die Düsternis der Bühne von Patrick Bannwart und Falko Herold mit heiterer Liebe zu den Figuren und Ironie, wenn etwa der abgehackte Schniedel des Hahns verkehrtherrum wieder angenäht wird. Und es gibt sogar den obligatorischen Kinderchor mit seinen Fuchsohrenmützen, die hier aber überhaupt nicht peinlich sind.
Der verliebte Fuchs, mit Schmelz und üppiger Stimme herausragend gesungen von der jungen Sopranistin Golda Schultz, ist vielleicht ein heimlicher Hase, gewiss aber ein Vegetarier, der als Liebesbeweis dem Füchslein (Iulia Maria Dan) trotzdem ein Kaninchen umbringt.
Wegen der Doppelbesetzungen changieren die Rollen postmodern, was bisweilen verwirrt, aber nicht im Mindesten stört, weil Bösch sich auf das Episodische der Szenen gestürzt hat. Nur im Liebesduett der beiden Füchse vertraut er etwas zu sehr auf die Kraft der Musik.
Peter Mazalán kämpft als Förster ein wenig mit der deutschen Sprache, agiert und singt aber so hochprofessionell wie die übrigen Mitglieder des Opernstudios der Staatsoper. Erstaunlich auch, was aus dem Orchestergraben des Cuvilliéstheaters herauftönt: Janáceks Musik, von Jonathan Dove für Kammerorchester der spätromantischen Üppigkeit entkleidet, klingt böhmischer als sonst, weil Christopher Ward das rhythmische Element hervorkehrt.
Dieser Produktion ist in jeder Sekunde anzumerken, wie sorgfältig der Nachwuchs an der Staatsoper gehegt und gepflegt wird. Nach diesem Abend, das muss man leider befürchten, hat sich das Gärtnerplatztheater mit seinem „Schlauen Füchslein” im Prinzregententheater etwas richtig Schweres vorgenommen.
Restkarten nur noch für die Vorstellung am 23. 6. im Cuvilliéstheater, Tel. 2185 1920