Tyrannosaurus Rex lebt!

Das hat die Welt noch nicht gesehen (außer vielleicht bei Pink Floyd im Mesozoikum): Muse in der Olympiahalle überwältigen mit unfassbar aufwändiger Licht-, Ton- und Bühnentechnik
von  Abendzeitung

Das hat die Welt noch nicht gesehen (außer vielleicht bei Pink Floyd im Mesozoikum): Muse in der Olympiahalle überwältigen mit unfassbar aufwändiger Licht-, Ton- und Bühnentechnik

Muse sind ein echtes Phänomen: Spielen in der Stadion-Liga mit den größten Mainstream-Stars, spielen aber Herz und Hirn extrem fordernden Indie-Rock. In der ausverkauften und vor Begeisterung dampfenden Olympiahalle übernehmen sie vom Artrock das Streberhafte und vom Punk die Attitüde, um ihr Album „The Resistance“ vorzustellen (von dem sie etwa die Hälfte der Songs vortragen).

Getragen von einer schier unfassbar aufwändigen Licht-, Ton- und Bühnentechnik sind sie näher an den Dinosauriern der 70er Jahre wie Pink Floyd und Yes als an den Helden ihrer Generation wie Franz Ferdinand oder auch Radiohead, mit denen sie ermüdend oft verglichen werden.

Größer als die größte Oper

Da hört man Queen (auch wenn das mit Zitaten gespickte „United States Of Eurasia“ live nur in entschärfter Fassung reproduzierbar ist) und (am Ende von „Map Of The Problematique“) Led Zeppelins „Heartbreaker“. Das ist sozusagen King Krimson mit Stage Diving und auch mal Beasty Boys mit Opern-Anleihen, auch wenn mit den sonst üblichen Klassik-Zitaten von Rachmaninow bis Liszt sparsam umgegangen wird.

Damals in den 70ern hätte man eine ganze Olympiahalle voller Schalt- und Regeltechnik gebraucht, um diese Show auf die Beine zu stellen. Heute ist auch noch Platz für 12000 Menschen, die sich mit höchstem Vergnügen überwältigen lassen. Man fragt sich höchstens manchmal, woher diese ganzen Töne und Geräusche eigentlich kommen, wenn da wirklich nur drei Leute Instrumente bedienen – Matthew Ballamy greift auffallend oft an Stellen seiner Gitarre, an denen gar keine Saiten sind, an denen aber offenkundig wildeste Sounds entstehen.

Doch jegliche Authentizitätsfragen sind hier völlig fehl am Platz. Eine so perfekte Maschine, ein solches Spektakel, in dem das Interessanteste aus 40 Jahre Rockgeschichte ins Übermenschliche transponiert wird, hat die Welt noch nicht gesehen.

Michael Grill

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