"Twilight"-Star Kristen Stewart im Duell mit Charlize Theron
Es donnert, die Kinositze vibrieren, gleich krachen zwei Armeen aufeinander. Während sich die berittenen Angreifer mit ihren Schwertern eine Schneise durch die feindlichen Soldaten schlagen, splittert es. Die Rüstungen bersten in tausende schwarze Kristallstücke. Hier war wohl (schwarze) Magie im Spiel.
Gleich in den ersten, ruppigen Minuten von „Snow White and the Huntsman” macht Rupert Sanders deutlich, als was er seinen Film versteht: sls düster-martialisches und völlig ironiefreies Fantasy-Spektakel. Damit unterscheidet sich seine Version fundamental vom leichtfüßig-verspielten Ansatz, den Tarsem mit der Märchen-Konkurrenz „Spieglein, Spieglein” verfolgte. Die krachende Schlachten-Exposition macht unfreiwillig aber noch etwas anderes deutlich: Die Fantasy-Kassenhits der letzten Jahre hat Werbefilmer Sanders wohl alle gesehen.
Besonders „Herr der Ringe” steht nicht nur optisch mehr als einmal Pate für seinen aufwändig produzierten Abenteuerfilm: Es gibt einen sensiblen Schönling, der zwar nicht Legolas heißt, aber mit dem Bogen mindestens so gut umgehen kann wie der Elf. Aus grummeligen Hobbits werden knurrige Zwerge, und der heldenhaften Krieger, der die „Auserwählte” Snow White - eine weibliche Version von Frodo - beschützen soll, firmiert unter dem Namen Huntsman statt Aragorn.
Der freche Ideenklau lässt sich beliebig von Figurenkonstellationen (Kristen Stewart steht am Ende wie in „Twilight” zwischen zwei Männern) über die Pandorawelt von „Avatar” bis hin zu den elegischen Hubschrauberkamerafahrten weitertreiben. Was den Film trotz des Dauer-Déjà-vus sehenswert macht, ist sein hohes Tempo, die enormen Schauwerte und eine schaurig gute Charlize Theron als böse Königin Ravenna. Ihr Hass speist sich aus Erniedrigungen, die sie von Äußerlichkeits-fixierten Männern kennengelernt hat. Und wie die mit Genuss milchbadende Magierin aus jungen Frauen die Lebenskraft aussaugt, das kennt man von den Dementoren aus „Harry Potter”, aber es ist trotzdem unheimlich.
Dagegen verblasst allerdings die immer etwas verschlafen wirkende Stewart als Snow White. Und warum sie im Gegensatz zu Theron als „Schönste im ganzen Land” gelten soll, bleibt am Ende genauso rätselhaft wie die Tatsache, dass Snow White auch im Deutschen nicht Schneewittchen heißt.
Kino: Cinema (OV), CinemaxX, Leopold, Mathäser, Museum Lichtspiele (OV), Rio, Royal
R: Rupert Sanders (USA, 127 Min.)
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