Tummelplatz für Vergnügungssüchtige
Das Musical „La Belle Bizarre du Moulin Rouge“ im Deutschen Theater vibriert nicht gerade
Knallbunte Frauen kreisen orgiastisch um befrackte Männer. Wie in einem Kaleidoskop fliegen wirbelnd Farben, Dekolletés, Glitter, Hüte durch den Raum: Toulouse-Lautrec hat dieses Treiben im Moulin Rouge oft gemalt. Baz Luhrmann hat den Nachtclub mit der rotierenden roten Mühle in seinem Film als Tummelplatz für Vergnügungssüchtige, bizarre Nachtgestalten und Künstler im Absinthrausch gezeigt.
So eine vibrierende, aufgeladene Stimmung kommt im Deutschen Theater nicht auf. Zu Beginn von „La Belle Bizarre du Moulin Rouge“ versuchen wenige, auf der großen Bühne verloren wirkende Tänzerinnen mit schlichten weißen Rüschröcken auf kreisenden Hüften vergeblich, zum Filmhit „Lady Marmelade“ sprühende Tanzhallen-Atmosphäre zu vermitteln. An bauschigen, rauschigen Kostümen wurde gespart. Aber mit Minimalismus – wie einem mit rotem Samt überworfenen Bürostuhl – kann man keine Bordell-Atmosphäre erzeugen.
Mädchen mögen Diamanten
Die Star-Kurtisane Fatime (Anna Montanaro) betritt die Tanzhalle und singt ihr Lebens-Lied, das Bekenntnis zum Material-Girl: „Diamonds Are a Girls Best Friend". Da fühlt sich Montanaro zu Hause: Sie spielte Marilyn Monroe im Gärtnerplatz-Musical. Während Fatimes Auftritt verliebt sich Graf Armand (Jesper Tydén) in die Prostituierte. Er verspricht, das neue Bühnenstück des Moulin Rouge mit Fatime in der Hauptrolle zu finanzieren.
Die von der Filmvorlage gecoverten Songs – wie Madonnas „Like A Virgin“ oder „Roxanne“ von Police – wechseln sich mit unpassend eingefügten Liedern ab, die das Stück in Bierzelt-Stimmung versetzen: „We Are Family“ und „Let Me Entertain You“. So wird aus Jacques Offenbachs berühmtem „Alle meine Sorgen“- CanCan jetzt ein Sirtaki.
Lena Pauli
Deutsches Theater, Fröttmaning (Werner-Heisenberg-Allee 11), bis 13. April, Tel.55234444
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