„Trouble in Tahiti": Bleischwer im Cuvillié
Opernfestspiele: Leonard Bernsteins „Trouble in Tahiti“, vergeigt vom Mahler Chamber Orchestra unter Kent Nagano und dem Regisseur Schorsch Kamerun im Cuvilliéstheater.
Leicht möchte der Abend sein, und bleischwer lastet er im Cuvilliéstheater. Kent Nagano müsste seit „Idomeneo“ die trockene Akustik des Raums kennen: Aber er lässt das Mahler Chamber Orchestra lärmen, als stünde statt Swing eine Symphonie seines Namenspatrons auf dem Programm. Beth Clayton (Dinah) und Rod Gilfry (Sam) nahm der Dirigent die Luft zum Atmen.
Die Zeiten haben sich geändert: Wer sich heute anödet wie das Paar von „Trouble in Tahiti“, geht zum Scheidungsanwalt. Auf der Bühne ist diese Mini-Oper höchstens als historisches Dokument möglich. Schorsch Kamerun ahnte das. Er fügte einen zeitgenössischen Prolog hinzu, den David Coleman im leicht geschärften Stil Bernsteins vertonte.
Die Texte stammten laut Programmzettel von den Goldenen Zitronen, Angeschissen, F.S.K. sowie Tolerantes Brandenburg. Ungefähr so cool, provokativ und systemkritisch wie diese Namen war der ganze Abend, den der zur Staatstheaterbetriebsnudel aufgestiegene Ex-Punker inszenierte. Wen es interessiert, möge die gedruckte AZ lesen oder den Verlauf des Tages abwarten. Mit dieser musikalisch wie szenisch desolaten Aufführung hat sich die Bayerische Staatsoper die Goldene Zitrone der Festspiele verdient.
Robert Braunmüller
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