Trommeln in der Kehle

Der US-Sänger Bobby McFerrin ersetzt allein ein ganzes Orchester – und führte in der Philharmonie einen Dialog mit der NDR-Bigband.
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Der US-Sänger Bobby McFerrin ersetzt allein ein ganzes Orchester – und führte in der Philharmonie einen Dialog mit der NDR-Bigband.

Die Bigbands, die sich einige ARD-Anstalten wie HR, WDR und NDR immer noch leisten, haben den Ruf, zu den besten, präzisesten und vielseitigsten Großformationen des Jazz zu gehören. Jetzt traten die öffentlich-rechtlichen Swinger aus dem Norden mit dem amerikanischen Sänger Bobby McFerrin in der ausverkauften Philharmonie auf.

Fred Sturm hat für die NDR- Bigband eine Weltreise arrangiert, die nicht einmal japanische Touristen in dieser Zeit hin bekämen. Eben noch weilte das Ensemble in Polen, ein paar Takte später ist es bei den Inuit in Grönland zu Besuch, dann steht eine Stippvisite bei den australischen Aborigenes an. Der auch als Zeitreise geplante Trip um den Globus, bei dem noch Burma, die Mongolei, der Regenwald des Kongo, Brasilien, die Türkei oder Schweden Stationen sind, verläuft auf keiner beliebigen Route; es gibt keine politisch-korrekten Anbiederungen an fremde Kulturen, kaum auffällige Klischees zu hören, die als landestypisch gelten könnten. Unter der Leitung des Norwegers Geir Lysne (sonst Chef des Listening Ensembles) zeigen 19 Mann, dass Musik Weltsprache ist.

Sturm macht seinem Namen keine Ehre. Er mag es sanft, lässt edel kolorierte Flächen aufziehen, fächert die Bläser wunderschön auf, setzt auf filigrane Strukturen. Und Bobby McFerrin? Der 58-Jährige durchdringt die auch Edel-Kitsch nicht scheuenden Arrangements mit göttlichem Falsett. Da sitzt in Gestalt eines einzigen Mannes ein ganzes Orchester vor dem Orchester. Der leise Laut-Künstler nutzt den Brustkorb als Kalebasse, hat Trommeln in der Kehle sitzen und pendelt mühelos von tiefsten in höchste Lagen. Anfangs noch etwas schüchtern, lässt er sich im Verlauf des Konzerts auf immer mehr Dialoge mit den hervorragenden Solisten der NDR-Bigband ein.

Ssirus W. Pakzad

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