Treibender Swing wird donnernder Groove
Zwei Tage vor seinem Münchner „JazzToday"-Konzert im Prinzregententheater: Den Titel seines aktuellen Albums „Push” nimmt der Pianist Jacky Terrasson an diesem Abend im schönen Birdland in Neuburg an der Donau verdammt wörtlich.
München Permanent pusht er sich selbst und seine beiden Mitstreiter – bis zum Exzess leben die drei Musiker ihren Spieltrieb aus, gehen dabei volles Risiko, wirbeln die Jazzgeschichte durcheinander, durchsetzen sie mit Fremdelementen.
Plötzlich wummert einem „Beat It” von Michael Jackson entgegen. Während die linke Hand das markante Riff in die Tasten des Bösendorfers stanzt, treibt einem der 45-jährige Klavier-Virtuose mit der Rechten den Qualm in die Augen – „Smoke Gets In Your Eyes”.
Der Rauch hat sich noch nicht ganz verzogen, da dreht sich „Eleonor Rigby” kurz um die eigene Achse.
So geht das den ganzen Abend: Zitate fliegen einem um die Ohren, Melodien proben die Sandwich-Technik oder verhaken sich zu einer langen Kette. Treibender Swing mündet in einem donnernden, fast minimalistisch angelegten Groove, der dann ohne Vorwarnung auseinanderfällt. „Ich bin froh, dass ich mit dem Bassisten Ben Williams und dem Schlagzeuger Jamire Williams zwei Musiker um mich habe, die fast zwanzig Jahre jünger sind als ich”, sagt der lausbübisch wirkende Terrasson, der übrigens der Spross eines französisch-afroamerikanischen Elternpaars ist. „Jamire und Ben haben ihre Ohren viel mehr am Puls der Zeit als ich und können mich an die Hand nehmen.” Nicht nur deshalb befreite Jacky Terrasson den Bassisten (der kürzlich die Monk-Competition gewann) und den Drummer aus der üblichen Begleiterfunktion.
„Ich fand es schon immer wichtig, dass man innerhalb der Band in eine Konversation einsteigt und nicht einfach eine Folge von Soli aneinander reiht. Der permanente Austausch untereinander fördert viel mehr Kreativität. Schließlich sollte es auch in der Musik um die zwei wichtigsten Themen auf der Welt gehen: die Liebe und das Teilen.”