Tokio Hotel oder Willy Brandt?

Das ZDF erinnert in der fünfteiligen Reihe "Die Sternstunden der Deutschen" an die bewegendsten Momente der Deutschen – mit einer skurrilen Auswahl
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Ist der Auftritt von Tokio Hotel eine Sternstunde in der deutschen Geschichte?
reuters 2 Ist der Auftritt von Tokio Hotel eine Sternstunde in der deutschen Geschichte?
Willy Brandts Kniefall in Warschau 1970.
dpa 2 Willy Brandts Kniefall in Warschau 1970.

Das ZDF erinnert in der fünfteiligen Reihe "Die Sternstunden der Deutschen" an die bewegendsten Momente der Deutschen – mit einer skurrilen Auswahl

Man mag ja von den Magdeburger Teenie-Idolen halten, was man will. Für manche 13-Jährige gehört ein Konzert der Band Tokio Hotel bestimmt zu den ganz persönlichen Sternstunden im jungen Leben. Dass das ZDF die Tournee der vier jungen Musiker im Jahr 2007 zu den „Sternstunden der Deutschen“ zählt, haben wir dagegen zunächst für einen vorgezogenen Karnevals-Scherz der Mainzer gehalten. Allerdings nur so lange, bis fest stand, was die öffentlich-rechtlichen Redakteure noch so alles als „bewegenden Augenblick“ der deutschen Geschichte empfinden.

100 Top-Ereignisse hat das ZDF vorgegeben und Meinungsforschungsinstitute beauftragt, in Umfragen den bedeutendsten Moment zu ermitteln. Ab morgen wird das Ergebnis in der fünfteiligen Reihe „Die Sternstunden der Deutschen“ präsentiert. In den ersten vier Sendungen verraten Steffen Seibert und Dunja Hayali die favorisierten 20 Sternstunden der Deutschen. Nach jeder Show können die Zuschauer aus den jeweils fünf Beiträgen den Tagessieger wählen. Am 8. Dezember treten die dann – präsentiert von prominenten Paten – noch einmal in einer großen Live-Show gegeneinander an.

Klar ist jetzt schon, dass der Mauerfall 1989 ganz vorne mit dabei ist. Wo aber wird wohl der Start von Heidi Klums Model-Karriere (1992) landen? Oder der Haribo-Gummibär, der 1922 in einer Waschküche in Bonn das Licht der Welt erblickt hat? Die ZDF-Vorauswahl reicht vom Oscar für „Das Leben der Anderen“ 2007 bis zum Jahr 800, in dem Karl der Große zum Kaiser gekrönt wurde.

Sportereignisse wie Boris Beckers Wimbledon-Sieg (1985) sind darunter und wissenschaftliche Erfindungen wie das Automobil von Carl Benz (1886). Alice Schwarzers „Emma“ (1977) steht zur Wahl, das Reinheitsgebot für Bier (1516) auch.

ZDF-Geschichtsguru Guido Knopp verantwortet die Reihe. Und man kann es sich denken: Seine persönliche Sternstunde ist weder die Tokio-Hotel-Tournee noch Karl Lagerfelds Durchbruch in der Modewelt (1955). „Natürlich ist es der Mauerfall“, sagt er. Er sieht in dem Format auch eine „identitätsstiftende Aufgabe, die ein öffentlich-rechtliches Fernsehen leisten muss: Es gab und gibt Momente in unserer Geschichte, auf die wir stolz sein können“.

Aber hätten nicht auch 50 deutsche Sternstunden gereicht? Der Kniefall Willy Brandts in Warschau (1970) hätte dann nicht gegen Klum antreten müssen – oder die Gummibärchen. Fast die Häfte der 100 Top-Sternstunden stammen aus der Nachkriegszeit. „Die Zeit nach 1945 können wir jetzt fast als die beste und glücklichste der deutschen Geschichte bezeichnen“, sagt Knopp. Ein Top-Ereignis haben die Mainzer allerdings vergessen: Die Gründung des Zweiten Deutschen Fernsehens.

Angelika Kahl

Dienstags, ZDF, 20.15 Uhr

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