Til Schweiger: "Ich bin der Meinung, dass ich spielen kann."
BERLIN - Deutschlands erfolgreichster Kinostar Til Schweiger arbeitet auf vielen Baustellen. Nach vielen Komödien spielt er jetzt in „Phantomschmerz“ wieder mal eine ernste Rolle.
Erst kürzlich ist Til Schweiger aus Los Angeles gekommen, wo mit ihm acht Folgen der neuen Talentwettbewerbsshow „Mission Hollywood" abgedreht wurden. Im Mai fällt die erste Klappe für seine fünfte Regiearbeit „Zweiohrkücken" (Fortsetzung seines Megahits „Keinohrhasen"), zwischendurch reist er nach Cannes, wo er mit Quentin Tarantino und Co-Star Brad Pitt den in Berlin gedrehten Kriegsfilm „Inglorious Bastards" präsentiert.
Heute kommt „Phantomschmerz" ins Kino, in dem Schweiger eine ernste Rolle als passionierter Radfahrer spielt, der ein Bein verliert.
"Meine Probleme sind nicht wirklich Probleme."
AZ: Herr Schweiger, wie viel Überwindung hat es Sie gekostet, einen vom Schicksal gebeutelten Mann zu spielen?
TIL SCHWEIGER: Es gibt Leute, die sagen: „Oh, der Schweiger kann ja spielen." Und jene, die sagen: „Er hat es wieder probiert und es funktioniert immer noch nicht.“ Ich bin aber der Meinung, dass ich spielen kann. In Komödie ist es oft schwieriger als in Dramen, Anerkennung gibt es aber nur für ernste Rollen. Das ist überall so. Tom Hanks hat auch erst einen Oscar für „Philadelphia" bekommen, obwohl er in seinen Komödien grandios war.
Aber wie versetzt man sich in einen Mann, der sein Bein verliert?
Der Film macht einem bewusst, dass sich das Leben von einem Tag zum anderen völlig verändern kann. Das, was man hat, nimmt man oft viel zu sehr für selbstverständlich. Da will ich mich nicht ausschließen. Aber man sollte sich jeden Tag sagen, ich bin gesund und meine Probleme sind nicht wirklich Probleme.
„Phantomschmerz" basiert auf der wahren Geschichte des kanadischen Radfahrers Stephen Sumner. Haben Sie ihn getroffen?
"Wenn man den Alltag alleine bewältigen muss, merkt man, wie es ist, behindert zu sein."
Ja, ich habe mich lange mit ihm über die Schmerzen unterhalten, wie sie sich äußern und wie sich sein Leben und sein Freundeskreis dadurch verändert haben. Da habe ich mich schon hineinversetzen können, zumal mir davor meine Achillessehne gerissen ist und ich sechs Wochen auf Krücken gehen musste. Wenn man seinen Alltag alleine bewältigen muss, merkt man schnell, wie es ist, behindert zu sein. Klar kann man das nicht damit vergleichen, ein Bein zu verlieren.
Haben Sie beim Drehen mal darüber nachgedacht, wie Sie entscheiden würden?
Sterben oder Bein abnehmen? Bein ab, natürlich! Beim Unfall lieber gleich tot oder querschnittgelähmt sein - letztendlich kann ich aber auch nicht sagen, was mir lieber wäre. Wie die meisten verdränge auch ich solche Gedanken. Es kommt sowieso immer ganz anders als man denkt.
Ihre Tochter Luna spielt erstmals eine große Rolle in „Phantomschmerz".
Luna hatte Lust darauf, bewarb sich zum Casting, wo sich noch viele andere Mädchen vorstellten. Sie hat das so toll gemacht, dass sie alle haben wollten. Ich habe mich da nicht eingemischt. Jetzt war Premiere, und das hat ihr ausgesprochen Spaß bereitet.
"Schauspieler bin ich eher aus Versehen geworden."
Sie wollten ursprünglich Lehrer werden.
Stimmt, Schauspieler bin ich eher aus Versehen geworden. Bisher habe ich es aber nie bereut. Mein bester Freund ist Grundschullehrer in Hessen, und wenn ich ihn mal besuche und mit in seiner Klasse sitze, bin ich manchmal positiv neidisch. Das hätte mir auch Spaß machen können, denke ich dann. Vielleicht mache ich das ja mal an einer Schauspielakademie.
Einen ersten Schritt in diese Richtung wagen Sie jetzt mit „Mission Hollywood" ab 8. Juni auf RTL.
Das ist eine ähnliche Castingshow wie „Germany's Next Topmodel", nur sind es hier zwölf junge Schauspielerinnen, die um eine Rolle in einem richtigen Hollywoodfilm kämpfen. Die erste Folge wurde in Berlin gedreht, und die nächsten direkt in Los Angeles. Als Jury-Vorstand lade ich für jede Folge zwei weitere Jurymitglieder ein, unter anderem Thomas Kretschmann, Moritz Bleibtreu, Carmen Elektra und Ute Emmerich. Ich führe die Mädchen durch die Sendung, erkläre ihnen ihre Aufgaben und jedes Mal wird eine berühmte Filmszene nachgedreht.
Interview: Markus Tschiedert