Thomas Maurers „Aodili" in der Lach- und Schieß
Für sein zwölftes Solo teilt sich der Österreicher Thomas Maurer die Bühne der Lach- und Schießgesellschaft mit einem echten Chinesen.
Joey Chen spielt den Mann aus Peking, dessen einziger englische Satz „No English!“ lautet und der auch vom Mühlviertlerischen nichts versteht. Immerhin fällt dem freundlichen Chinesen eines spontan zu „Àodìlì“, dem chinesischen Wort für Österreich, ein: Sisi.
Über das Reich der Mitte weiß Sigi Gschwandtner umso mehr, denn Maurers Bühnenfigur ist Diplom-Ingenieur und langjähriger Gastarbeiter in der nordchinesischen Provinz. Da hat er schnell begriffen, dass das Leben dort nicht wesentlich anders läuft als dahoam: Hier wie dort muss man seine Geschäfte machen, bevor es jemand anderes tut, denn die Leute „san net so, weils Chinesen san. Die san so, weils Leit san“. Wenn der Oberösterreicher noch Probleme mit kulturellen Unterschieden hat, dann während langer Handytelefonate mit seiner deutschen Ehefrau Wiebke. Während dieser Gespräche in der Wartehalle vor dem Heimflug entfaltet sich ein brillant analytisches Kabarett über globalisierten Kapitalismus, Lohndumping und die Bankenkrise.
Bei der schönsten Szene des Abends wachsen wie von selbst internationales Business und dörfliches Heimatgefühl zusammen: Der Gschwandtner Sigi singt die oberösterreichische Landeshymne als Karaoke in chinesischer Übersetzung aus seinem Laptop ab, und sein asiatischer Zuhörer kann sich vor Lachen kaum noch halten. Und warum Chinas Wirtschaft so erfolgreich ist, weiß der Ingenieur aus Upper-Àodìlì auch, denn „China is ja des einzige Entwicklungsland, das sich nicht von uns auszuzeln lasst. Der Chines zuzelt zruck!“
Mathias Hejny
Münchner Lach- und Schießgesellschaft, bis Samstag, 20 Uhr, Telefon 391997