Theater mitten in der Welt

Wie der neue Kammerspiele-Intendant Johan Simons in der kommenden Saison ein MK-Gefühl schaffen will: Mit vielen Uraufführungen, einer neuen Spielhalle und Stadtviertel-Projekten
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Wie der neue Kammerspiele-Intendant Johan Simons in der kommenden Saison ein MK-Gefühl schaffen will: Mit vielen Uraufführungen, einer neuen Spielhalle und Stadtviertel-Projekten

Das neue Logo von Bert Neumann ist streng grafisch und schwarzweiß-gerastert: MK steht da für Münchner Kammerspiele. Auch sonst wird sich einiges ändern unter dem neuen Intendanten Johan Simons, der gestern das Programm seiner ersten Saison verkündete.

Zunächst einmal sang der Niederländer ein Loblied auf das deutsche Repertoire-System: Es sei das Bücherregal des Theaters, dessen Fülle an Geschichten einen Horizont bilde und dem Zuschauer ermögliche, Stücke des Theaterkanons und Innovationen in breiter Perspektive zu sehen. Simons will aber auch die Stärken des niederländischen En-Suite-Systems integrieren. Dort macht es keinen Unterschied, ob eine Produktion von einem städtischen oder freien Ensemble gespielt wird. Und eine für nur 12 Zuschauer konzipierte Vorstellung gilt als genauso wichtig wie eine für 600. Simons will das Theater außerhalb des Schauspielhauses aufwerten, das neue MK-Label soll für ein MK-Gefühl inner- und außerhalb des Theaterkontexts stehen. So wird bei einer Inszenierung des Südafrikaners William Kentridge im Haus der Kunst eine Ausstellung seiner Zeichnungen gezeigt werden.

Ein neuer Spielort eröffnet programmatisch Simons’ Intendanz: Das Erdgeschoss des Neuen Hauses wird zur so genannten Spielhalle umgestaltet. Dort kann ohne Dekorations-Umbau bis in die Puppen geprobt und dann en suite gespielt werden. Die bisher bespielten Räume im dritten Stock werden Probenräume.

Der Werkraum erhält für die gesamte Spielzeit ein Einheitsdekor von Bert Neumann: eine Ballhaus-Disco-Ausstattung im Stil der 70er/80er Jahre, der die Regisseure starke Ideen entgegenstellen müssen. Mit Projekten im Stadtraum will Simons die Erfindungen des Theaters zum Teil der Wirklichkeit machen. So plant er, in Aischylos’„Persern“ die Chöre mit alten Leuten aus einem Stadtviertel zu erarbeiten.

Seine erste Spielzeit dominieren Uraufführungen und Literaturadaptionen. Das Ensemble bleibt zu 80 Prozent, neu dazu kommen holländische und belgische Schauspieler wie Elsie de Brauw und Jeroen Willems. Kontinuierliche Kontakte pflegen will man mit dem finnischen Regisseur Kristian Smeds, der Choregrafin Meg Stuart und dem belgischen Theatermacher Alain Platel. „Ich will ein Theater, das mitten in der Welt steht, in dem das Licht brennt“, sagt Simons.

Gabriella Lorenz

Die Premieren

7. Okt. 2010, Spielhalle: "Hotel Savoy“ nach Joseph Roth, R.: Johan Simons; 8. Okt., Schauspielhaus, UA „Ruf der Wildnis“ nach Jack London, R.: Alvis Hermanis

Schauspielhaus

SCHAUSPIELHAUS: Kleists "Hermannsschlacht“, R.: Armin Petras (Oktober), „Angst“ nach Stefan Zweig, R.: Jossi Wieler (UA, Nov.), „Alles nur der Liebe wegen“, Projekt von Andreas Kriegenburg, (UA, Dez.), „Winterreise“ von Elfriede Jelinek, R.: Johan Simons (UA, Feb. 2011), „Ludwig II.“ nach Luchino Visconti, R.: Ivo van Hove (UA, März), „Alpsegen“ von Feridun Zaimoglu, R.: Sebastian Nübling (UA, April), Shakespeares „Macbeth“, R.: Karin Beier (Juni), „Erfolg“ von Lion Feuchtwanger, monatliche Lesungen, R.: Johan Simons

Spielhalle und Werkraum

„Parlez-moi d’amour“ nach Patricia de Martelaere, R.: Julie Van den Berghe (UA, März), „Holt mich hier raus“, Reihe mit Schorsch Kamerun, Alexander Kluge, WERKRAUM: "XY Beat“, René Pollesch (UA, Nov.), „They Shoot Horses, Don’t They“ nach Horace McCoy, R.: Susanne Kennedy (Feb.), „Mjunik Disco“ nach R. Goetz, T. Meinecke, A. Neumeister, R.: Stefan Pucher (UA, April), STADTRAUM: „Die Perser“ von Aischylos, R.: Johan Simons (Mai), „Parade der Vorstädte“ , Schorsch Kamerun (Juni)

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