Tenor Joseph Calleja über seine Liebe zur Oper

Am Montag singt der aus Malta stammende Tenor Joseph Calleja im Prinzregententheater
von  Birgit Gotzes

Gerade mal 32 Jahre zählt er und damit könnte er alle jugendlichen Liebhaber der Operngeschichte allein vom Alter her rollendeckend spielen. Aber Joseph Calleja ist ja „The Maltese Tenor”, also singt er auch. Und wie!

AZ: Herr Calleja, Sie haben so blaue Augen. Sind Sie wirklich aus Malta?

JOSEPH CALLEJA: Aber klar! Wir sind eine wilde Mischung aus vielen europäischen Nationen. Die Vorfahren meiner Mutter zum Beispiel kommen aus Sizilien, mein Vater hat spanische Wurzeln.

Wie steht es um Maltas große Operntradition?

Das Teatru Manoel in Valletta spielt seit 1732. Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll: Bis vor 60, 65 Jahren waren wirklich alle Malteser Opernfans. Danach verlor das kulturelle Erbe an Bedeutung. In den letzten 20 Jahre gibt es aber wieder ein neues Interesse.

Ist die Oper nur eine Touristen-Attraktion oder kommen auch die Malteser?

Beides. Wir machen auch jeden Sommer ein Open-Air-Konzert, das im Schnitt von 10000 Menschen besucht wird. Bei 400000 Maltesern ist das eine ganze Menge.

Wie haben Sie Ihre Liebe zur Oper entdeckt?

Die erste richtige Opernstimme habe ich mit 13 gehört: Mario Lanza in „The Great Caruso”. Später habe ich in einem Laienchor gesungen, und da bin ich, mit 15, zum ersten Mal in der Oper gewesen.

Sie singen viel italienisches Repertoire – liegt das an Malta oder an Ihrer Stimme?

An beidem. Unsere Tradition ist italienisch geprägt. Malta ist durch seine Lage die Quintessenz der mediterranen Kultur. In mir steckt die Sonne des Mittelmeers.

Was war für Ihre Karriere entscheidend?

Ich wurde mit einer ganz besonderen Stimme geboren. Talent ist ein großes Geschenk. Ich selbst bringe Disziplin ein. Glück gehört auch dazu, der richtige Lehrer. Man muss konstruktiv mit Kritik umgehen, darf nicht gleich aufgeben.

Wie entwickelt sich Ihre Stimme?

Ich habe sicher außer der italienischen lyrischen Stimme ein Potential für das Heldische, aber das pushe ich nicht. In zehn Jahren könnte es da weitergehen, das muss man abwarten. Wenn es nicht in die Richtung geht, bin ich mit dem lyrischen Repertoire auch sehr glücklich.

Sie singen nicht nur an den großen Häusern, warum?

Ich singe, wo ich Spaß dabei habe. In den kleineren Städten hat das Publikum keine schlechteren Ohren!

Aber weniger Geld.

Sollte es dafür bestraft werden? Klar, ich mag Geld, aber das ist doch nicht alles. Wenn ich ehrlich sein soll: Ich hätte ja auch in das Geschäft meines Vaters einsteigen können, da hätte ich Geld und sehr viel weniger Stress gehabt.

Warum singen Sie hier das Programm Ihrer CD?

Mit Platten wird man heutzutage nicht reich, die Konzerte muss man verkaufen. Da hilft eins dem anderen.

Ist es verkaufsfördernd, nur Ohrwürmer zu singen, oder macht es einfach Spaß?

Kunst muss Spaß machen, dem Publikum und mir selbst. Im Augenblick ist das mein Repertoire, und ich liebe es. Aber Arien aus Boitos „Mefistofele” und Bizets „Perlenfischern” hört man auch nicht oft.

Für die schwangere Kristina Opolais springt Alyson Cambridge ein.

Sie ist eine tolle Sängerin, ich habe in Ljubljana schon mit ihr gearbeitet und kenne sie auch privat.

Wie bereiten Sie sich auf ein Konzert vor?

Man muss diszipliniert sein, wenn man eine lange Karriere haben möchte. Ich versuche, zwei Tage vorher anzukommen. Kaum reden, kein Alkohol, kein Tabak, nicht ausgehen, Ruhe, Sport, ein gesundes Leben. Nur einer hat es auch anders geschafft, Domingo, aber so eine unverwüstliche Natur ist die große Ausnahme.

Gehen Sie nach dem Konzert noch aus?


Nein, da denke ich an das nächste Konzert.

Oh je.

Genau. Darum nehme ich mir im Sommer frei – für ein ganz normales Leben

Prinzregententheater, Montag, 21.11., 20 Uhr; Karten Tel.93 60 93

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