Teil 3: Der bewegende Mann

„Die unendliche Geschichte“ von Eichingers Erfolg endet mit der geplanten Einäscherung in den nächsten Tagen.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - „Die unendliche Geschichte“ von Eichingers Erfolg endet mit der geplanten Einäscherung in den nächsten Tagen.

Es war die Zeit, als George Lucas in Hollywood bereits animierte Raumschiffe durch die unendlichen Weiten des Sternenkrieges schickte. Dass man sich auch in München filmtechnisch auf die Höhe der Zeit hievte, verdanken die Bavaria Filmstudios einem Mann, der in Bayern zuhause war, aber aktiv in der Welt: Bernd Eichinger, der mit der „Unendlichen Geschichte“ deutsche Filmgeschichte mitschrieb.

Eine damals ungeheure Summe von geschätzten 27 Millionen Dollar wurde investiert – und zahlte sich aus. Die Constantin Film wurde zur international operierenden Firma. Die „Neverending Story“ spielte 1984 allein in den USA 20 Millionen Dollar ein, auch wenn Michael Ende aus Enttäuschung über Wolfgang Petersens Verfilmung seines Fantasie-Märchens seinen Namen aus dem Vorspann streichen ließ.

Ende empfand den Elfenbeinturm im Film als hässlichen Fernsehturm, die Sphinxen verglich er mit Stripperinnen und den Thronsaal der kindlichen Kaiserin war für ihn nur ein riesiges Schlafzimmer inklusive Hollywood-Bett. Aus seiner Sicht war die „unendliche Geschichte“ zur „unsäglichen Geschichte“ geworden, wenn auch nicht an der Kasse. Nach „Christiane F.“ war Eichingers Konzept der risikolosen Bestsellerverfilmung ein zweites Mal und diesmal sogar global aufgegangen. Mit dem „Namen der Rose“ (1986) und dem „Geisterhaus“ (1993) ging die Glückssträhne weiter. „Der bewegte Mann“ war 1994 wieder stärker deutsch zentriert. Mit dem umstrittenen Führerbunker-Film „Der Untergang“ 2004 und 2008 mit dem „Baader Meinhof Komplex“, einem Herzensprojekt Eichingers, gelangen ihm zwei Oscar-Nominierungen. 1978 hatte er seine erste, als er mit Geißendörfer als Regisseur „Die gläserne Zelle“ nach Patricia Highsmith verfilmt hatte.

Senta Berger und Günter Rohrbach haben als Präsidenten der Deutschen Filmakademie bei der Ehrenpreisverleihung an Bernd Eichinger ihn ganz ehrlich beschrieben: „Der Produzent, wie er ihn sah, sollte nicht nur Kaufmann und Organisator sein, sondern vor allem auch Künstler. Es sollte sein Stoff, sein Drehbuch, sein Regisseur, sein Star, sein Film sein. Er wollte, dass die Filme, die er produziert, Bernd-Eichinger-Filme sind, ohne wenn und aber. Wie kein anderer Produzent hat er sich selbst zur Marke gemacht. Das geht gelegentlich auf Kosten der Regisseure, die sich schon während der Produktion daran gewöhnen mussten, dass er in jedes Detail hineinregierte.“ Das beschreibt gut die Probleme, die Oliver Hirschbiegel beim „Untergang“ hatte, Tom Tykwer beim „Parfüm“ oder Oskar Roehler mit „Elementarteilchen“. Bei Eichingers Erfolgs-Tetralogie „Resident Evil“ wird es für die Regisseure leichter gewesen sein. Vorlage war hier ein anonymeres Fantasy-Action-Computerspiel.

Einige wenige Male hat Eichinger selbst Regie geführt – beim „Mädchen Rosemarie“ 1996, eine Abrechnung mit der Doppelmoral der Adenauerzeit. Und 1999 beim skurril bizarren „Großen Bagarozy“.

Aus Los Angeles meldete sich Eichingers Freund und Vorstandsmitglied der Constantin, Martin Moszkowicz, und erklärte, dass der Leichnam von Eichinger eingeäschert werden solle, weil er es sich so gewünscht habe. Wo, sei noch nicht geklärt. Aber eine große Trauerfeier in Deutschland werde es jedenfalls geben. Adrian Prechtel

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