Tanzbar an der Eisbar: Blumentopf im Olympiapark
Wenn es nächste Woche rasend eisig zugeht bei der „Crashed Ice Red Bull Weltmeisterschaft 2011“ treten auch die HipHopper von "Blumentopf" im Olympiapark auf. Über das eiskalte Spektakel und Zukunftspläne sprach die AZ mit Sebastian Weiss, alias Sepalot.
Von wegen „SoLaLa“: Vierter Platz beim Bundesvision Song Contest, eine gelungene Tournee und ein erfolgreiches Album: 2010 war für die fünf Blumentöpfe ein Super-Jahr. Die bayerischen Rapper Cajus, Holunder, Schu, Roger und DJ Sepalot sind weiter voll Tatendrang. Als Nächstes steht ein Auftritt bei der „Red Bull Crashed Ice-Weltmeisterschaft 2011“ an.
AZ: Sepalot, in acht Tagen sind Sie beim „Red Bull Cra-shed Ice“ vor 25000 Menschen. Gibt’s da einen hohen Erwartungsdruck?
SEPALOT: Nein, ich finde das super. Wir haben ja schon oft auf großen Festivals gespielt. Da hat man ein Publikum, das nicht nur wegen einem selbst kommt, sondern erst überzeugt werden muss.
Arbeiten Sie bei so einem Event mit anderen, mehr massentauglicheren Stücken?
Unsere Sets unterscheiden sich immer, weil wir sehr kurzfristig unsere Playlist zusammenstellen. Eine halbe Stunde, bevor wir auf einem Festival spielen, werden noch ein paar Songs auf einen Zettel gekritzelt. Was wir nicht machen, ist, unsere Songs so zu modifizieren, dass sie für ein breiteres Publikum funktionieren. Was wir bei einer solchen Veranstaltung wie „Crashed Ice“ aber machen werden, ist „Freestylen“. Auf aktuelle Ereignisse oder auf die jeweilige Veranstaltung in dieser Form einzugehen – das bietet keine andere Band!
Das „Crashed Ice“-Event ist ja eher etwas für Extrem-Wintersportler, wäre dieser Wettbewerb auch was für Sie?
Meine Eltern haben mich mit drei Jahren auf die Ski gestellt, und danach gab es keinen Winter, wo ich nicht Snowboard- oder Skifahren war. Letztes Jahr habe ich mir die „Crashed Ice“-Veranstaltung angesehen, und es hat mich schon gejuckt, mich auf diesem Eiskanal herunterzustürzen. Allerdings nicht ganz in diesem Tempo. Ich würde es langsamer angehen lassen.
Hat der Auftritt beim Bundesvision Songcontest viel für euch verändert?
Es war auf jeden Fall eine super Sache, da dabei gewesen zu sein. Man merkt, dass Stefan Raab wirklich an Musik interessiert ist. Der weiß genau, wen er einlädt. Ich finde es gut, dass es in Deutschland eine Musikveranstaltung gibt, wo neben Superstars wie Ich + Ich und Unheilig auch Bands auftreten können, die niemand kennt.
Wie kam es eigentlich zur „Stuttgart21“-Anspielung von Blumentopf beim Bundesvision Song Contest?
Das Gute an unserem „SoLala“-Song ist, dass man aktuelle Ereignisse mit einflechten kann. Das ergibt sich immer spontan vor dem Konzert. Auch bei „Crashed Ice“ wird etwas Dementsprechendes dabei sein. Um „Stuttgart 21“ gab es zu der Zeit, um den 1. Oktober letzten Jahres, einfach ein gewaltiges Medienecho – aber nicht nur das. Wir bekamen sogar eine Anfrage, ob wir im Rahmen der Demonstrationen nicht auch in Stuttgart spielen würden.
Und warum sind Sie nicht aufgetreten?
Es hat terminlich nicht hingehauen. Wir haben uns da auf den Auftritt beim Bundesvison Song Contest vorbereitet. Letztendlich war das in Stuttgart aber auch eine politische Geschichte. Und wir sind sehr darauf bedacht, dass wir uns nicht vor irgendeinen Parteikarren spannen lassen. Das finden wir fragwürdig und deshalb blieb es bei einer Zeile.
Ist Blumentopf nach dem Niedergang des Geschäfts mit den Plattenverkäufen auf Live-Auftritte angewiesen?
Klar, der Weg geht in die Richtung, nachdem es immer schwieriger wird, CDs zu verkaufen. Ich glaube aber, dass auch das Denken vieler Menschen davon betroffen ist. Für viele ist Musik ein Umsonst-Gut geworden. Die Leute werden aber nicht aufhören, Musik zu hören. Es wird deshalb sicher einen Weg geben, wie dieses ganze Ding weitergeht. Für uns hat sich allerdings nichts geändert, weil der Fokus für Blumentopf immer schon auf dem Live-Auftritt lag. Wir haben im Vergleich zu unseren Live-Erfolgen noch nie viele CDs verkauft.
Bei der WM in Südafrika konnte sich Blumentopf mit „Raportagen“ auszeichnen. Wie sieht es damit 2011 bei der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland aus?
Zur Damen-WM werden wir keine Raportagen machen. Ich glaube auch, dass die Begeisterung bei der WM 2011 nicht mit der vor fünf Jahren vergleichbar sein wird. Das tut mir für die Damen sehr leid, weil es die Mannschaft ja auch verdient hätte. Aber Fußball ist nun mal eine männerdominierte Sportart.
Nach dem vollen Terminkalender im letzten Jahr – gehen Sie 2011 ruhiger an?
Vor ein paar Wochen habe ich noch gesagt: 2011 wird ruhiger. Aber mittlerweile bahnt sich schon wieder einiges an. Der nächste Termin ist „Crashed Ice“. Danach werden wir noch einen Tonträger herausbringen, gehen für zwei Wochen auf Tour, spielen im Sommer auf Festivals, und für ein neues Blumentopf-Album werden wir uns dann auch wieder zusammensetzen. Ein Soloalbum will ich im Spätsommer auch rausbringen.
Was ist das für ein Album, das Blumentopf im Februar veröffentlicht?
Das sollte eigentlich eine Überraschung sein. Aber nach Absprache mit meinen Bandkollegen kann ich es sagen: Es handelt sich um eine Neuinterpretation unseres „Wir“-Albums, die es so noch nie gab. Wir haben sechs Songs mit einer 16-köpfigen Blaskapelle eingespielt, so nach dem Motto „Tanzbar und Lederhose“, klassischer noch als La BrassBanda. Das stellen wir an zwei Konzerten in den Alpen vor.
Florian Koch
„Red Bull Crashed Ice“, Olympiapark, 15.1., 18 bis 20.15 Uhr: „Red Bull Crashed Ice“-WM-Rennen, Auftritt Blumentopf: 20.15 bis 22 Uhr, 18 Euro, (Stehplätze, ermäßigt 12 Euro): Karten: redbullcrashedice.com, bekannte Vorverkaufsstellen